Elantris by Brandon Sanderson

Elantris by Brandon Sanderson

Autor:Brandon Sanderson [Sanderson, Brandon]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Belletristik (st), Fantasy (st)
ISBN: 9780765350374
Herausgeber: Tor
veröffentlicht: 2006-05-29T22:00:00+00:00


Seine ursprünglichen Gefühle schienen ihn nicht getrogen zu haben. Er mochte sie. Sarene erfüllte all das, was die Briefe angedeutet hatten. Sie war anders als die Frauen, an die er vom arelischen Hof gewöhnt war. Sie war stark und entschlossen. Sie senkte nicht jedes Mal den Blick, wenn ein Mann das Wort an sie richtete, egal wie hoch er in der adeligen Hierarchie angesiedelt war. Es fiel ihr leicht, Befehle zu erteilen, und sie gab sich nie schwach, um die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich zu ziehen.

Dennoch folgten die Lords ihr. Eondel, Shuden, ja sogar Herzog Roial; sie beugten sich ihrem Urteil und reagierten auf ihre Befehle, als sei sie der König. Und in den Augen der Männer flackerte niemals Bitterkeit auf. Sarene erteilte ihre Befehle höflich, und die Adeligen reagierten ganz natürlich. Raoden konnte nur verblüfft lächeln. Es hatte Jahre gedauert, bis er das Vertrauen dieser Männer gewonnen hatte. Sarene war es binnen weniger Wochen gelungen.

Sie war in jeder Hinsicht beeindruckend: intelligent, schön und stark. Wenn er sie nur dazu bringen könnte, ihn nicht zu hassen!

Raoden seufzte und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Abgesehen von Shuden waren sämtliche Adelige an diesem Tag das erste Mal hier. Bei den meisten handelte es sich um niedere Adelige von geringfügiger Bedeutung, doch es gab auch wichtigen Zuwachs: Zum Beispiel stand Herzog Telrii abseits und beobachtete das Entladen mit schläfrigen Augen. Er selbst beteiligte sich nicht daran, hatte jedoch einen Diener mitgebracht, der seine Stelle einnahm. Offensichtlich zog Telrii es vor, jegliche körperliche Anstrengung zu vermeiden.

Raoden schüttelte den Kopf. Der Herzog war ihm nie sonderlich sympathisch gewesen. Einmal war er in der Hoffnung an den Mann herangetreten, Telrii könnte sich überreden lassen, sich seinem Widerstand gegen den König anzuschließen. Telrii hatte lediglich gegähnt und gefragt, wie viel Raoden für seine Unterstützung zu zahlen gewillt sei, und hatte dann gelacht, als Raoden von dannen marschiert war. Raoden hatte nie für sich klären können, ob Telrii die Frage tatsächlich aus Habgier gestellt hatte oder einfach nur, weil er gewusst hatte, wie Raoden auf die Forderung reagieren würde.

Raoden drehte sich zu den anderen Adeligen um. Wie gewöhnlich standen die Neuankömmlinge in einem kleinen, ängstlichen Grüppchen um den Karren, den sie entladen hatten. Nun war Raoden an der Reihe. Er ging mit einem Lächeln auf sie zu, stellte sich vor und schüttelte ihnen die Hände - größtenteils gegen den Willen der Leute. Doch ihre Anspannung begann sich schon nach wenigen Minuten in seiner Gegenwart zu lösen. Ihnen wurde klar, dass es wenigstens einen Elantrier gab, der sie nicht auffressen würde, und keiner der anderen Essensverteiler war der Shaod anheim gefallen. Folglich brauchten sie sich keine Sorgen wegen einer Ansteckung zu machen.

Der Menschenpulk entspannte sich und ergab sich Raodens leutseligem Wesen. Er hatte es sich zu seiner persönlichen Aufgabe gemacht, die Adeligen einzugewöhnen. Am zweiten Tag war klar geworden, dass Sarene bei Weitem nicht so viel Einfluss auf die meisten Adeligen hatte wie auf Shuden und die anderen aus Raodens ehemaligem Kreis. Wenn Raoden nicht eingesprungen wäre, würde diese zweite Gruppe wahrscheinlich immer noch starr vor Schreck neben dem Karren stehen.



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