Eine Handvoll Gold by Steinbeck John

Eine Handvoll Gold by Steinbeck John

Autor:Steinbeck, John [Steinbeck, John]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


IV

Das Märchen von der Roten Heiligen wucherte wie ein unbezwingliches Schlinggewächs in seinem Gehirn. Aus dem Westen kam eine Stimme, lockend, spottend, höhnend. Er vergaß das Meer und seine Schiffe. Die Bukaniere hatten leere Taschen, weil sie so lange keine Beute gemacht hatten. Sie lagen schläfrig an Deck und verfluchten ihren Kapitän als einen hirnlosen Narren.

Er kämpfte verzweifelt gegen die sich immer mehr zusammenziehenden Netze seines Traumes und suchte die Stimme, die er hörte, zu übertönen.

»Diese Santa Roja soll zur Hölle fahren, weil sie uns alle verrückt macht. Sie bringt es fertig, daß Halsabschneider den Mond anbellen wie liebeskranke Hunde. Sie treibt mich mit diesem sinnlosen Verlangen zum Wahnsinn. Ich muß etwas unternehmen – irgendwas –, um dieses Weib, das mich ständig verfolgt und das ich nie gesehen habe, loszuwerden. Ich muß diesen Spuk vertreiben. Wie kann ich nur auf den Gedanken kommen, den Goldenen Becher zu erbeuten ! Ein solches Unternehmen wäre für uns alle der Tod.«

Er spürte wieder denselben Hunger, der ihn aus Wales getrieben hatte, nur noch stärker. Seine Gedanken raubten ihm den Schlaf. Wenn er endlich erschöpft einschlummerte, schlüpfte La Santa Roja in den letzten offenen Spalt des Bewußtseins.

»Ich will Maracaibo nehmen«, rief er verzweifelt. »Ich will diese Sehnsucht in einem Blutbad ertränken. Ich will Maracaibo ausplündern, es in Stücke reißen und blutend im Sand liegen lassen.«

(Es ist eine Frau im Goldenen Becher, die man wegen ihrer unsagbaren Schönheit anbetet.)

»Sammelpunkt die Insel de la Vaca ! Die tapfersten Herzen her von allen Enden der See ! Jeder kann reich werden !«

Seine Schiffe flogen in die Bucht von Maracaibo. Die Stadt rüstete sich fieberhaft zur Verteidigung.

»Hinein in den Flaschenhals des Hafens ! Ja, an die Kanonen !«

Die Geschosse pfiffen durch die Luft und wirbelten Staubwolken aus den Mauern auf, aber die Stadt hielt stand.

»Sie will sich nicht ergeben ? Dann nehmt sie im Sturm !«

Pulvertöpfe flogen über die Mauern und zerrissen die Verteidiger hinter ihnen in Fetzen.

»Das sind Bestien !« schrien sie. »Brüder, wir dürfen nicht um Gnade bitten. Wenn wir fallen, wird unsere schöne Stadt –«

Leitern wurden angesetzt, und eine Welle brüllender Männer überspülte die Mauern.

»Heiliger Lorenzo ! Verbirg uns ! Trag uns fort ! Das sind keine Menschen, sondern Teufel ! Erhöre uns ! Erhöre uns ! Gnade !«

»Nieder mit den Mauern ! Kein Stein bleibt auf dem anderen !«

(Es ist eine Frau im Goldenen Becher, strahlend schön wie die Sonne.)

»Kein Pardon wird gegeben ! Tötet die spanischen Ratten !

Nieder mit ihnen !«

Maracaibo lag flehend auf den Knien. Von den Häusern wurden die Türen weggerissen, jeder tragbare Gegenstand wurde aus den Zimmern geschleppt. Die Frauen wurden in eine Kirche getrieben und eingeschlossen. Die Gefangenen brachte man vor Henry Morgan.

»Hier ist ein alter Mann. Er ist bestimmt reich, aber er hat seine Schätze versteckt, und wir können sie nicht finden.«

»Peitscht ihn ! Steckt ihm die Füße ins Feuer ! Was, er will noch immer nicht gestehen ? Strick um die Schläfen, quetscht ihm das Gehirn heraus ! – Schlagt ihn tot, rasch, schlagt ihn tot, daß



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