Ein Tanz Mit Drachen by George R. R. Martin

Ein Tanz Mit Drachen by George R. R. Martin

Autor:George R. R. Martin
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 3764531029
Herausgeber: Penhaligon Verlag
veröffentlicht: 2012-07-19T00:00:00+00:00


TYRION

Der Heiler betrat das Zelt und murmelte einen Gruß, doch nachdem er erst einmal die faulige Luft gerochen und einen Blick auf Yezzan zo Qaggaz geworfen hatte, war es mit den schönen Worten vorbei. »Die Fahle Mähre«, erklärte der Mann Süßes.

Was für eine Überraschung, dachte Tyrion. Wer hätte darauf kommen können? Abgesehen natürlich von jedem, der eine Nase hat, und sogar ich mit meiner halben. Yezzan glühte vor Fieber und warf sich unruhig in seinem eigenen Kot hin und her. Seine Scheiße hatte sich in braunen, mit Blutfäden durchzogenen Schleim verwandelt … und es war Yollos und Hellas Aufgabe, ihm den gelben Hintern abzuwischen. Selbst mit Hilfe konnte ihr Herr sein Gewicht nicht allein in die Höhe stemmen; er musste seine gesamten schwindenden Kräfte aufbringen, um sich von einer Seite auf die andere zu wälzen.

»Meine Künste werden hier nicht helfen«, verkündete der Heiler. »Das Leben des Edlen Yezzan liegt in den Händen der Götter. Kühlt ihn, wenn ihr könnt. Manche sagen, das würde helfen. Bringt ihm Wasser.« Die an der Fahlen Mähre erkrankt waren, litten unter unablässigem Durst und tranken krügeweise, wenn sie sich gerade nicht entleerten. »Sauberes, frisches Wasser, so viel er trinken kann.«

»Kein Flusswasser«, sagte Süßes.

»Auf gar keinen Fall.« Und damit floh der Heiler.

Wir sollten auch fliehen, dachte Tyrion. Er war ein Sklave mit einem goldenen Halsring und kleinen Glöckchen, die fröhlich bei jedem Schritt klingelten. Einer von Yezzans besonderen Schätzen. Eine Ehre, die nicht von einem Todesurteil zu unterscheiden ist. Yezzan zo Qaggaz behielt seine Lieblinge gern in der Nähe, daher war es Yollo und Hella und Süßes und seinen anderen Schätzen zugefallen, ihn zu pflegen, als er krank wurde.

Der arme alte Yezzan. Der Fürst des Talgpuddings war gar kein so schlechter Herr. Süßes hatte damit recht behalten. Bei den nächtlichen Banketten, bei denen Tyrion als Mundschenk diente, hatte er bald herausgefunden, dass Yezzan der ranghöchste unter jenen yunkischen Herren war, die dafür eintraten, sich an den Friedensvertrag mit Meereen zu halten. Die meisten der anderen vertrieben sich die Zeit und warteten auf das Eintreffen der Heere aus Volantis. Ein paar wollten die Stadt sofort angreifen, damit die Volantener ihnen nicht den Ruhm und das beste Plündergut rauben konnten. Yezzan wollte sich daran nicht beteiligen. Auch wollte er nicht zustimmen, dass man die Geiseln aus Meereen mit einem der Triböcke zurück in die Stadt beförderte, wie es der Söldner Blutbart vorgeschlagen

hatte.

Aber in zwei Tagen konnte sich vieles und noch viel mehr ändern. Vor zwei Tagen war Amme noch gesund und munter gewesen. Vor zwei Tagen hatte Yezzan den gespenstischen Hufschlag der Fahlen Mähre noch nicht gehört. Vor zwei Tagen war die Flotte von Alt-Volantis noch zwei Tagesreisen weiter entfernt gewesen. Und jetzt …

»Wird Yezzan sterben?«, fragte Hella in diesem Tonfall, der bedeutete: Bitte sagt, dass es nicht so ist.

»Wir werden alle sterben.«

»An der Ruhr, meine ich.«

Süßes blickte sie verzweifelt an. »Yezzan darf nicht sterben.« Der Hermaphrodit strich über die Stirn ihres riesenhaften Herrn und schob ihm das feuchte Haar zurück. Der Yunkische stöhnte, und zwischen seinen Beinen ergoss sich die nächste Flutwelle braunen Wassers.



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