Ein kurzer Fall für Harry Dresden--B steht für Bigfoot - by Jim Butcher

Ein kurzer Fall für Harry Dresden--B steht für Bigfoot - by Jim Butcher

Autor:Jim Butcher
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
veröffentlicht: 2022-10-17T07:30:52+00:00


Ich stand vor der Turnhalle, als die letzte Klasse des Tages sie verließ, mit den Ellbogen an der Wand abgestützt, die Füße über Kreuz und den Kopf gesenkt. Mein rollbarer Eimer und der Mopp standen ungenutzt gut zwei Meter entfernt – der typische fleißige Hausmeister.

Die Kinder stürmten in einem lärmenden Pulk an mir vorbei, Irwins Plagegeister verließen die Turnhalle als Letzte. Ich spürte, wie sie mich im Vorbeigehen anstarrten, schenkte ihnen aber keine Beachtung.

Trainer Vogone kam als Letzter und schaltete im Vorbeigehen die Neonröhren an der Decke aus. Seine Schritte waren schwer und schnell. Er blieb abrupt stehen, als er durch die Tür trat und sah, dass ich auf ihn wartete.

Es entstand eine lange Pause, in der er mich musterte. Ich ließ ihm Zeit. Schließlich wollte ich keinen Streit vom Zaun brechen und hatte mich bewusst so entspannt und unkonfrontativ hingestellt, um ihm das klarzumachen. Ich ging davon aus, dass er Verbindungen zur übernatürlichen Welt hatte, aber ich wusste nicht, wie eng sie waren. Teufel auch, ich wusste nicht mal, ob er ein Mensch war.

Noch nicht.

»Haben Sie nichts zu tun?«, verlangte er zu wissen.

»Ich tue doch was«, sagte ich. »Ich meine, das sieht man doch.«

Ich sah nicht, wie er die Augen zu schmalen Schlitzen zukniff, aber ich war ziemlich sicher, dass er es tat. »Sie haben vielleicht Nerven, so mit einem Mitglied des Lehrkörpers zu reden, Freundchen.«

»Wenn es hier nicht so von Kindern wimmeln würde, hätte ich vielleicht noch ganz andere Sachen gesagt«, antwortete ich ganz ruhig, »Trainer Vogone.«

»Sie riskieren Ihren Job, Freundchen. Gehen Sie wieder an die Arbeit, oder ich werde eine Beschwerde wegen Arbeitsverweigerung einreichen.«

»Arbeitsverweigerung«, sagte ich. »Sechs ganze Silben. Sie sind gut.«

Er schob sich noch einen Schritt auf mich zu und stieß mir den Finger gegen die Brust. »Freundchen, Sie kriegen gleich ganz großen Ärger. Was glauben Sie, wer Sie sind?«

»Harry Dresden«, sagte ich. »Magier.«

Ich sah ihn an und öffnete mein Drittes Auge.

Das Dritte Auge eines Magiers ist ein zusätzlicher Sinn, der es ihm erlaubt, die Energie- und Magiemuster wahrzunehmen, die das Universum erfüllen – Energie, die jede nur denkbare Form von Magie beinhaltet. Es öffnet sich nicht wirklich ein drittes Auge auf der Stirn oder so, aber das Gehirn übersetzt seine Wahrnehmungen ins optische Spektrum. In den Kreisen, in denen ich mich bewege, zeigt mir das Dritte Auge die Dinge, wie sie wirklich sind, denn es durchdringt jede bekannte Form von Verschleierungsmagie, Illusionen und sonstiges mystisches Blendwerk.

In diesem Fall zeigte es mir, dass vor mir keineswegs ein Mensch stand.

Die spindeldürre humanoide Kreatur unter der Illusion war gerade mal einen Meter fünfzig groß und wog keine fünfzig Kilo. Sie war nackt und glich anatomisch Barbies Freund Ken. Ihre Haut war dunkelgrau, ihre Augen waren riesig, nachtschwarz und vorstehend. Sie hatte einen runden Kopf mit hoher Schädeldecke und lange, leicht spitze Ohren. Ich nahm noch immer Reste der Illusion von Trainer Pete wahr, die die Kreatur als vage, verschwommene Kontur umgab.

Sie senkte die Lider über die hervorquellenden Augen, eine absichtsvoll träge Geste, und nickte langsam. Sie neigte kaum merklich den Kopf und murmelte mit melodiöser, überraschend tiefer Stimme: »Magier.



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