Ein Ganz Besonderer Fall by Ellis Peters

Ein Ganz Besonderer Fall by Ellis Peters

Autor:Ellis Peters [Peters, Ellis]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783453037052
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 1986-01-02T00:00:00+00:00


9. Kapitel

Bruder Humilis sah den Wächtern, die mit ihrem Gefangenen fortgingen, lange nach. Als sie verschwunden waren, ließ er sich mit einem tiefen Seufzen aufs Bett zurücksinken und starrte die niedrige Steindecke an.

»Wir haben Euch ermüdet«, sagte Hugh. »Wir wollen Euch jetzt ruhen lassen.«

»Nein, wartet!« Auf seiner hohen Stirn breitete sich Schweiß aus wie feiner Tau. Fidelis beugte sich vor und wischte ihn ab.

Einen Augenblick erhellte ein gedankenverlorenes Lächeln sein Gesicht, dann wurde es wieder dunkel.

»Mein Sohn, geh nun hinaus in die Sonne und an die Luft. Du verbringst viel zuviel Zeit mit meiner Pflege, und du siehst, daß ich jetzt nichts weiter brauche. Es ist nicht recht, daß du mich zu deiner einzigen Aufgabe gemacht hast. Ich werde bald schlafen.« Die Heiterkeit seiner Worte ließ nicht erkennen, ob er von einem erfrischenden Schlummer an einem heißen Nachmittag sprach, oder ob er den letzten Schlaf des Körpers beim Erwachen der Seele meinte. Er berührte einen Moment die Hand des jungen Mannes. Es war eine sehr zarte Bewegung und viel zu kurz, um als Zärtlichkeit verstanden zu werden. »Ja, geh nur, ich wünsche es. Beende meine Arbeit für mich. Du führst die Feder sicherer als ich, und die Details sind jetzt zu fein für mich.«

Fidelis betrachtete ihn mit gefaßtem Gesicht, blickte zu den beiden auf, die zusahen, und schlug gehorsam die klaren grauen Augen nieder, die einen so starken Kontrast zum gelockten bronzenen Ring seiner Tonsur bildeten. Schließlich leistete er dem Wunsch Folge und ging; vielleicht sogar froh, auf jeden Fall aber mit großen, schnellen Schritten.

»Nicholas hat mir gar nicht gesagt, was für Wertsachen meine Verlobte mitnahm«, erklärte Humilis, nachdem die leichten Schritte verklungen waren. »Waren sie so auffällig, daß man sie wiedererkennen kann, falls sie einmal auftauchen?«

»Ich glaube, sie sind einzigartig«, sagte Hugh. »Die Gold-und Silberschmiede arbeiten meist nach eigenen Entwürfen, und selbst wenn sie ein Paar herstellen, gelingt es ihnen nur selten, die beiden Teile genau gleich zu modellieren. Die Stücke waren einzigartig. Wer die Beschreibung kennt, vergißt sie nicht.«

»Darf ich erfahren, was es war? Sie hatte Geld dabei, wie ich hörte - das soll der behalten, der es nahm. Aber die anderen Sachen?«

Hugh, dessen Gedächtnis für Worte so genau war wie ein Spiegel, gab ihm bereitwillig die Beschreibung: »Ein Paar Kerzenhalter aus Silber, geformt wie hohe Wandleuchter und von Ranken umgeben, Kerzenscheren mit Silberketten daran befestigt, ebenfalls mit Weinblättern geschmückt. Ein freistehendes, handhohes Kreuz mit einem dreistufigen Podest, mit gelben Halbedelsteinen, mit Amethyst und Achat besetzt, ein zweites Kreuz aus dem gleichen Metall und mit den gleichen Steinen in der Größe eines kleinen Fingers, an einer dünnen Silberkette, so daß es von einem Priester am Hals getragen werden kann. Weiter einige Schmuckstücke, nämlich ein Halsband mit polierten Steinen aus der Gegend von Pontesbury, ein Silberarmband, mit eingravierten Wickenblättern geschmückt, und ein auffälliger Silberring mit umlaufenden Emailleverzierungen in der Form von gelben und blauen Blumen. Das ist die Beute. Sie ist sicher nicht mehr in dieser Grafschaft. Wenn sie je gefunden wird, dann wird sie irgendwo im Süden auftauchen, wo Mädchen und Wertsachen verschwanden.



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