Dunkler als der Tod by Malane Donna

Dunkler als der Tod by Malane Donna

Autor:Malane, Donna
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
veröffentlicht: 2014-01-01T00:00:00+00:00


17

Dienstag, 27. November 2012

Neo spielte auf dem Computer der Rezeption. Hinter der Glaswand des Trainingsraums gegenüber traten drei Fitnesshäschen fieberhaft in die Pedale. Justin und Salena waren nirgends zu sehen. Sunny auch nicht. Neo hob kurz den Kopf, als ich mich der Theke näherte, zeigte aber kein weiteres Interesse an mir.

»Hi, Neo. Ist deine Schwester auch hier?«

Er schrie: »Sunny«, ohne den Blick vom Bildschirm des Computers zu wenden.

Fotos von Salena schmückten die Wände. Auf den meisten war ihr Körper um eine blitzende Metallstange geschlungen – nicht wie nach einem Autounfall, aber auch nicht direkt wie bei einer Striptease-Darbietung. Sie wirkte eher wie eine altmodische Zirkusakrobatin: glitzerndes Trikot, durchgedrückter Rücken, die Arme weit ausgebreitet wie in einem triumphierenden »Ta-da!«. Es war also kein Witz gewesen, als Sunny gesagt hatte, Salena unterrichte Pole Dancing. Neo tippte unbeirrt weiter mit routinierten Fingerchen auf der Computertastatur herum.

»Was spielst du da?«

Er warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Ich spiele nicht.«

Ich verkniff mir ein »Egal«. Er schrie noch einmal durch den Fitnessclub und hörte diesmal sogar lang genug zu tippen auf, um zu der geschlossenen Tür hinüberzusehen, hinter der die Treppe zu den oben liegenden Büroräumen führte.

»Sunny! Die Frau ist hier.« Danach hieb er erneut mit geballter Konzentration auf die Tasten ein.

Ich ging hinüber zur Glaswand und sah eine Weile den keuchenden Fitnesshäschen zu. Der Anblick war so wenig inspirierend, dass ich mich lieber wieder dem Fratz am Computer zuwandte.

Ich beugte mich über die Theke. »Und was tust du da?«

»Trade Me«, sagte er, ohne den Blick zu heben.

Ich reckte den Hals, um auf den Bildschirm sehen zu können. Er war tatsächlich auf der Webseite des Internet-Auktionshauses. »Das gibt’s ja nicht.«

Ein stolzes kleines Lächeln stahl sich in sein Gesicht. »Und ich mach viel mehr Geld als Sunny.«

»Im Ernst?«

Jetzt lachte er ganz offen, erfreut über mein Staunen. »Letzte Woche hab ich zweihundert Dollar verdient.«

»Wahnsinn.« Ich war ehrlich beeindruckt. »Was verkaufst du denn?«

»Spiele und so Zeug.« Er zuckte mit den Schultern. »Wenn ich meine eigenen Sachen nicht mehr mag, verkauf ich sie. Für Sunny verkauf ich auch Sachen. Gegen Provision.«

Der Kleine begann mir zu gefallen. Er war ganz auf den Bildschirm konzentriert, und so hatte ich Gelegenheit, ihn mit Muße zu betrachten. Er würde eines Tages ein umwerfend schöner junger Mann werden mit diesen blitzblauen Augen und den unwahrscheinlich langen Wimpern. »Ich muss das alles auf Dads Account machen wegen meinem Alter, aber er hat nichts dagegen.« Zum ersten Mal hatte er mich von sich aus angesprochen. Und einmal aufgetaut, wurde er richtig gesprächig. »Ich könnte in alle seine Online-Accounts reinkommen. Er hat für alles dasselbe Passwort. Das machen die Väter alle so.«

Ehe ich etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür zur Treppe, und Sunny kam herein. Ich fuhr zurück. Sie trug ein großes, schlabbriges Sportshirt und Shorts. Der durchsichtige Stoff klebte an ihren kleinen Brüsten und ließ die jungen zartrosa Brustwarzen sehen. Und am unteren Saum des Shirts, das in Schritthöhe endete, stand grell und groß »Leck mich«.

»Gefällt’s Ihnen?«, fragte sie und machte eine Pirouette, um mir ihre Rückenansicht zu zeigen.



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