Drachenkind by Anne McCaffrey

Autor:Anne McCaffrey [McCaffrey, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-09-13T21:37:26+00:00

Wenn er seinen Wagen genommen hätte, anstatt diesen verdammten Helikopter zu mieten, wäre ich fein raus gewesen. Ich sage mir - und ihm, wenn er auf das Thema zu sprechen kommt, was oft der Fall ist -, dass ich nicht den ganzen Ruhm für mich beanspruchen wollte. Ein bisschen Anerkennung stand auch ihm zu.

Auf jeden Fall setzte der Helikopter ihn auf dem Krankenhausgelände ab, als bei Pat die Austreibungsphase einsetzte. Zusammen mit der regulären Krankenschwester assistierte er mir im Kreißsaal. Es war mir nicht gelungen, Esther hineinzuscheuchen, aber sie leistete wertvolle Arbeit im Wartezimmer, indem sie dafür sorgte, dass die Eltern nicht durchdrehten.

Chuck und ich vermochten einen Triumphschrei nicht

zu unterdrücken, als ich frühmorgens um zwei Minuten nach acht die sechs Pfund und sieben Unzen schwere, völlig normale, knallrote Tochter von Cecily und Peter Kellogg aus dem Schoß einer anderen Frau holte. Ich schubste die Krankenschwester zur Seite, die nach dem Neugeborenen greifen wollte, und untersuchte mit angehaltenem Atem diesen runzeligen, zappelnden Winzling. Ich überließ es Chuck, die Nachgeburt zu überwachen und den Dammriss zu nähen.

»He, Doc«, näselte Chuck mit einer Respektlosigkeit, die mich auf die Palme brachte. »Du hast noch was vergessen.«

Ein bisschen pikiert, weil er mir Nachlässigkeit unterstellte, drehte ich mich um und sah, wie er die Kehrseite eines zweiten Mädchens aus dem Geburtskanal zog. Das Baby war genauso gesund wie seine Zwillingsschwester. Wie erstarrt stand ich da, während er geschickt das Köpfchen extrahierte und das Würmchen mit einem leichten Klaps zum Atmen animierte. Dieses Kind wog nur fünf Pfund und drei Unzen.

»Davon hast du mir gar nichts erzählt«, sagte Chuck scheinheilig.

Mit etwas mehr Geistesgegenwart hätte ich entgegnen können, dass er für all seine Bemühungen eine Belohnung verdient hatte.

»Ich hatte ja selbst keine Ahnung«, hauchte ich stattdessen.

»Gott möge dir beistehen, aber ich liebe ehrliche Frauen, Ali. Das ist herzerfrischend.«

Dann untersuchte er genauso sorgfältig das Baby wie ich es mit seiner Schwester getan hatte.

Ich muss darauf hinweisen, dass die Herztöne bei eineiigen Zwillingen oftmals synchron sind. Mein Fehler lag darin, dass ich von der Geburt eines einzigen Kindes ausging und keine Röntgenaufnahme machte, wie ich es vorsichtshalber bei Schwangeren tue, wenn sie mehr an Gewicht zunehmen als normal ist oder einen besonders großen Fötus tragen.

Noch heute lacht man in der Familie Kellogg über mein Versäumnis, das ihnen ein so unverhofftes Glück bescherte. Mittlerweile ist die Spaltung einer transplan-tierten befruchteten Eizelle medizinisch belegt. Eine geringfügige Temperaturschwankung (vielleicht, als wir Pat nach der Implantation zu mir nach Hause brachten) genügt, damit sich das Ovum teilt, und es entstehen Zwillinge. Es passiert nicht immer bei Schwangerschaften durch Exogenese, aber ungleich viel häufiger als bei normalen Schwangerschaften.

Es fiel uns schwer, der Schwester im Kreißsaal unseren Jubel zu erklären. Wir vergewisserten uns, dass Pat die Nachgeburt ausstieß und wohlbehalten aus der Narkose erwachte. Danach platzten wir im wahrsten Sinne des Wortes ins Wartezimmer und riefen gleichzeitig:

»Es ist ein Mädchen!«

»Nein, es ...«

»Was?«, fragte Esther irritiert.

Ich weiß noch, dass Cecily aussah, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen, aber Peter hatte sofort kapiert.

»Sind es Zwillinge?«

»Ali hat sich selbst übertroffen.

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