Drachenkaiser by Markus Heitz

Drachenkaiser by Markus Heitz

Autor:Markus Heitz [Unbekannt]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Pieper
veröffentlicht: 2013-06-19T04:00:00+00:00


4. Januar 1927, Amsterdam, Provinz Nord-Holland, Königreich Holland.

Nie-Lung sah Amsterdam von hoch oben und wusste, dass er die Stadt nicht mochte. Für seinen Geschmack viel zu viel Wasser und kaum eine Möglichkeit, irgendwo unbemerkt zu landen. Wieder muss ich auf die Nacht warten. Der Drache war gereizt. Zwei Tage war er mit Wu Li unterwegs gewesen, hatte den Chinesen wichtige Botengänge erledigen lassen und die Drachenfreunde mit neuen Instruktionen versorgt. Jetzt musste er seinem wichtigen Verbündeten eine Nachricht zukommen lassen. Abgesehen von dem Vorfall in Hamburg verlief ansonsten alles nach Plan. Mein Herr wird stolz auf mich sein. Ich habe mich seiner würdig erwiesen. Er kreiste und suchte nach einem Ort, an dem er keine Häuser erkennen konnte.

Wu Li, sagte er zu seinem Diener, wieder einmal benötige ich dich. Du wirst nach Amsterdam gehen, in die Herengracht 356. Sag, dass ich dich schicke, und nenne meinen Namen, vereinbare ein Treffen mit Florin außerhalb der Stadt. Sie ist mir zu belebt. Wenn du dem Kanal folgst, der unmittelbar an die Weide dort drüben grenzt, kommst du zu einem kleinen Hafen. Von da gelangst du nach Amsterdam.

»Ja, Läozi.«

Nie-Lung senkte sich abseits der Stadt auf einer Wiese nieder. Eine Herde Schafe nahm blökend Reißaus vor dem Drachen. Der Mann sprang auf den weichen Boden, verneigte sich vor seinem Herrn und eilte auf den Kanal zu. Ein guter Diener. Ich werde ihm ein eigenes kleines Grafentum verschaffen, sobald wir Europa eingenommen haben. Nie-Lung sah den Schafen hinterher und spürte seinen Hunger. Er hatte schon lange nichts mehr gegessen. Bleibt stehen und lasst mich euch einmal zählen. Wenn ich dabei einschlafe, werdet ihr leben. Er machte sich an die Verfolgung der Tiere.

Wu Li gelangte an den Hafen, und dort schlich er sich auf einen Frachtkahn, der nach Amsterdam schipperte. Durch die Heimlichkeit ersparte er sich Blicke und Fragen. Und während der Kapitän auf der kleinen Brücke stand und den Kahn steuerte, durchsuchte Wu Li die Kajüten und tauschte sein auffälliges Manegenkostüm gegen ein kurzes weißes Hemd, eine zu kurze schwarze Hose und eine knappe dunkelblaue Jacke; nur seine schwarze Kappe behielt er.

Bald erreichte der Kahn Amsterdam. Die Stadt beeindruckte Wu Li kaum. Für jemand, der in Shanghai, Hongkong und anderen asiatischen Großstädten zu Hause gewesen war, bevor er die Mission angetreten hatte, war Amsterdam sehr beschaulich und verhältnismäßig klein. Das barg den Vorteil, dass sich seine Suche nach der Herengracht als weniger kompliziert erwies als befürchtet. Vier Stunden nach seinem Aufbruch von der Weide eilte er mit schnellem Schritt die fragliche Gracht entlang, immer die Hausnummern im Blick.

Je näher er der Zahl kam, desto näher kam er auch an einen Menschenauflauf, der sich vor einer Polizeiabsperrung drängte. Er wurde langsamer und fluchte leise: Genau in dem Haus, wo sich seine Informanten befanden, schien sich ein Verbrechen abgespielt zu haben.

M näinai de! Das wird Läozi nicht gefallen. Er mischte sich unter die Leute, hörte zu und versuchte, aus dem Holländischen schlau zu werden. Da es glücklicherweise dem Deutschen ähnelte, reimte er sich zusammen, dass es einen



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