Drachenelfen by Hennen Bernhard

Drachenelfen by Hennen Bernhard

Autor:Hennen Bernhard
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2011-09-19T22:00:00+00:00


SCHLEIFENDES GLAS

Nandalee mochte die Bibliothek nicht. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass die Räume der Weißen Halle sie erdrückten. In der Bibliothek war dieses Gefühl besonders stark. Vielleicht lag es an dem Geruch oder an dem immer gleichen Licht der Barinsteine? Nie fand ein Sonnenstrahl seinen Weg in diese Räume. Und nur selten ein Schüler.

Dennoch hatte Nandalee mit ihrem Besuch in der Bibliothek bis tief in die Nacht gewartet. Sie wollte ganz sichergehen, in dieser Krypta beerdigten Wissens allein zu sein.

Nandalee folgte dem gewundenen Weg und tauchte tiefer und tiefer ein in das Labyrinth aus staubummantelten Regalen, alten Folianten und Schriftrollen. Wie viele Tiere hatten für die Pergamentberge, die hier angehäuft waren, wohl ihr Leben gelassen? Und waren die Dinge, die auf ihrer Haut niedergeschrieben standen, es wert, für immer aufbewahrt zu werden?

Sie wusste, dass Bidayn hier viele Stunden verbrachte. Nandalee selbst ging lieber hinaus in den Wald. In ihr Versteck. Doch Gonvalon kam immer seltener. Sie wusste, dass er sie liebte. Und doch mied er sie. Sobald sie in Gesellschaft anderer waren, wurde er so kühl und distanziert, dass niemand je darauf gekommen wäre, dass sie ein Liebespaar waren.

Nandalee glaubte nicht an den Fluch, der ihrem Meister so viel Kopfzerbrechen machte. Sie hielt ihr Schicksal in Händen. Und es war nicht vorherbestimmt.

Sie trat in die Bücherkammer, von der Bidayn ihr vor zwei Nächten erzählt hatte. Als sie das Fenster sah, wusste sie gleich, was Bidayn gemeint hatte. Nandalee spürte die Macht, mit der es sie einfing und ihren Blick gefangen hielt.

Sie versuchte sich darauf zu konzentrieren, was sie wollte. Sie wollte nicht an einen bestimmten Ort. Sie wollte zu … einer Person? Nein, das traf es nicht wirklich. Der, zu dem sie wollte, war ihr noch nicht in seiner wirklichen Gestalt erschienen. Nandalee kannte das Wort der Macht nicht, mit dem sie sich der Zauberkraft des Fensters bedienen konnte. Trotzdem war sie hierhergekommen, in der verzweifelten Hoffnung, dass der Dunkle ihre Anwesenheit spüren und von sich aus eine Verbindung herstellen würde. Sie würde hier stehen und warten. Sie würde lange warten. Sie war eine Jägerin und zu warten fiel ihr leicht.

Aber sie wartete nicht — sie starrte. Das Fenster zog sie an. Gegen ihren Willen machte sie einen Schritt darauf zu. Nandalee dachte an die Schreckensgeschichten, die Bidayn ihr erzählt hatte. Dass dieses Fenster sie verschlingen konnte, um sie zu einem Teil von sich zu machen. Sie spürte, wie sich etwas im Raum veränderte. Es wurde kälter. Deutlich kälter.

Nandalee machte noch einen Schritt. Gegen ihren Willen. Und noch einen. Ein leises, knirschendes Geräusch erklang, etwas in dem Fenster hatte sich verzogen! Einzelne Buntglasscherben dehnten sich und kämpften gegen die Enge ihrer goldenen Fassungen. Die winzigen Runen verzogen sich und zerliefen, als würde das Gold schmelzen.

Nandalee stand vor Kälte der Atem vor dem Mund. Die feinen Haare an ihren Armen richteten sich auf. Etwas in diesem Fenster war erwacht. Es war plötzlich mehr als nur Glas und Gold. Das Fenster sah sie an! Es berührte ihr Verborgenes Auge, wollte es



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