Dorian Hunter 044 - Das Kind des Krakatau by Dario Vandis

Dorian Hunter 044 - Das Kind des Krakatau by Dario Vandis

Autor:Dario Vandis [Vandis, Dario]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Dämonenkiller, Dorian Hunter, Horror, Mystery
Herausgeber: Zaubermond
veröffentlicht: 2016-02-03T00:00:00+00:00


Das schwarze, gelockte Haar war hinter dem Kopf zu einem Chignon zusammengebunden, und zwei dünne Strähnen fielen über die Stirn. Der altmodische Mühlsteinkragen und das spanische Kostüm ließen sie sonderbar züchtig erscheinen. Die klugen Augen mit den nachtschwarzen Pupillen taxierten Hendrick – unruhig, gehetzt, aber voller Freude über das unerwartete Zusammentreffen.

Er hatte Elisa nur zweimal zu Gesicht bekommen – als sie ihn vor den Schergen de Byes warnte und als sie Isbrant und ihn bei ihrer Flucht aus dem Kastell unterstützte. Aber ihr Anblick hatte sich für alle Zeiten in sein Gedächtnis gebrannt.

'Ich hatte nicht geglaubt, dass wir uns jemals wiedersehen', rief sie und warf sich an seine Brust. 'Ich dachte, du seist tot.'

'Das war ich auch.'

Die Gasse abseits des Kastells war unbeleuchtet; die Nacht gehörte ihnen allein. Sie umarmten und küssten sich. Es war wie in einem Traum. Eng umschlungen sanken sie zu Boden. Stockend berichtete Hendrick von seiner Gefangenschaft.

Als er geendet hatte, sagte Elisa: 'Nachdem du und Isbrant verschwunden seid, ist de Bye noch herrischer geworden als zuvor. Ohne das Kalifenauge gelang es ihm nicht, seine Macht in der Familie auszubauen. Obwohl er den Krakatau mehrfach absuchte, konnte er das Artefakt nicht finden.'

Hendrick lehnte sich zurück. Der Himmel über ihm war sternenklar, die Luft feucht und warm und erfüllt von Gewürznelkenduft, der aus den Magazinen des Kastells herüberwehte. 'Lass uns nicht mehr davon sprechen. Ich werde de Bye töten. Dann sind wir endlich frei.'

'Der Gouverneur ist zu mächtig. Er hat dich bereits zweimal bezwungen, und er wird es wieder tun.'

'Isbrant hat mich verraten. Diesmal wird mich nichts hindern.'

Sie rückte von ihm ab. 'Ist es etwa nur die Rache, die dich zurückgebracht hat?'

Er blickte sie traurig an. Sie würde nie erfahren, wie es war, sieben Jahre angekettet in einer Grube zu liegen, ohne Sonnenlicht, ohne den Himmel zu sehen. Die Gefangenschaft hatte seine Liebe nicht zerstören können. Aber am Leben erhalten hatte ihn nur der Hass.

'Ich muss de Bye töten', sagte er leise.

Er genoss die Stille. Vom Kastell drangen die Rufe der Soldaten herüber. Niemand hatte Elisas Verschwinden bemerkt. Sie hatte ihren Wächter beeinflusst. De Bye wähnte sie in ihrem Gemach und würde niemals etwas von ihrem Rendezvous erfahren.

Sie legte den Arm auf seine Brust und beugte sich zu ihm herab. Ihre Lippen brannten auf seiner Haut. Sie gab sich ihm hin, hier unter freiem Himmel, nur wenige Hundert Schritte vom Kastell entfernt.

Sein Sieg über de Bye hätte nicht vollkommener sein können, aber das befriedigte ihn nicht. Nachdem sie sich geliebt hatten, wälzte er sich auf den Rücken, und sein Blick schweifte über den Sternenhimmel. Schweigen erfüllte die Lichtung.

'Rache ist etwas für Dummköpfe', flüsterte Elisa.

'Ich bin nicht allein. Ich habe einen Verbündeten im Kastell.' Natürlich hatte sie recht. Aber er wollte lieber ein Dummkopf sein, als de Bye ungeschoren davonkommen lassen. 'Es ist spät. Sie werden dich bald vermissen.'

Sie verabschiedeten sich. Hendrick blickte ihr nach und dachte daran, wie flüchtig die wenigen Momente Glückseligkeit in seinem Leben gewesen waren.



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