Die zehn Geheimnisse der Liebe by Adam Jackson

Die zehn Geheimnisse der Liebe by Adam Jackson

Autor:Adam Jackson [Jackson, Adam]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426437353
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2015-08-31T16:00:00+00:00


Am Abend las der junge Mann in seinen Notizen:

Das fünfte Geheimnis der Liebe – Die Kraft der Berührung

Die Berührung ist einer der stärksten Liebesbeweise. Sie reißt Barrieren nieder und verbindet Menschen.

Berührungen verändern Körper und Gemüt und machen uns für die Liebe empfänglicher.

Eine Berührung kann den Körper heilen und das Herz wärmen.

Wenn wir unsere Arme ausbreiten, öffnen wir unser Herz.

Das sechste Geheimnis

Die Kraft des Loslassens

Zwei Tage später saß der junge Mann in einem kleinen Café in der Innenstadt Judith Renshaw gegenüber, die auf seiner Liste an sechster Stelle stand.

Mrs. Renshaw, eine junge Frau Anfang Dreißig, verheiratet und Mutter zweier Kinder, war eine hochgewachsene Frau mit einer guten Figur. Sie war nicht gerade das, was man eine klassische Schönheit nennt, aber sie hatte ein hübsches Gesicht: große, haselnußbraune Augen, eine kleine Stupsnase und ein entwaffnendes Lächeln.

»Vor elf Jahren hörte ich zum ersten Mal von den zehn Geheimnissen der Liebe«, erklärte sie. »Ich machte gerade eine schlimme Zeit durch. Mein Freund und ich hatten uns erst kurz zuvor nach nur einem Jahr getrennt, in dem wir uns sehr häufig getroffen hatten. Als er mir sagte, seiner Meinung nach sollten wir uns nicht mehr sehen, war ich am Boden zerstört. Ich konnte weder essen noch schlafen und hatte in der Firma Schwierigkeiten, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Ich nahm derart ab, daß einige Leute mich nicht mehr wiedererkannten. Selbst einen Monat nach der Trennung noch fiel es mir schwer, sie zu akzeptieren.

Eines Tages, als ich auf einer Bank am Kirchplatz saß, kam ein alter Chinese und setzte sich neben mich. Er zog eine kleine Papiertüte aus der Tasche und fütterte die Tauben. Sie kamen in Scharen, um die Brotstückchen aufzupicken, die er ihnen zuwarf. Bald schon umlagerten uns Hunderte von Tauben. Er drehte sich zu mir um und begrüßte mich. ›Mögen Sie Tauben?‹ fragte er. Ich zuckte mit den Schultern. ›Nicht besonders‹, erwiderte ich. ›Aber soviel ich sehe, mögen Sie sie.‹

Er lächelte. ›Als ich noch ein Kind war, lebte in meinem Dorf ein Taubenzüchter. Der Mann war sehr stolz auf seine Vögel und erzählte seinen Freunden immer wieder, wie sehr er sie liebte. Eines Tages zeigte der Mann mir und anderen Kindern seine Tauben. Ich verstand nicht, warum er seine Vögel in Käfigen hielt – wenn er sie liebte –, wo sie weder ihre Flügel ausbreiten noch fliegen konnten. Also fragte ich ihn danach. Er antwortete: ‚Wenn ich sie nicht in Käfige sperren würde, könnten sie davonfliegen und mich verlassen.‘ Ich begriff immer noch nicht. Wie kann man etwas lieben und es gegen seinen Willen in einem Käfig halten? In meinem Land gibt es ein Sprichwort: ‚Wenn du etwas liebst, laß es frei. Wenn es zu dir zurückkommt, gehört es dir; wenn nicht, war es nie dein.‘‹«

Der junge Mann holte Kugelschreiber und Notizblock hervor und machte sich Notizen, während Mrs. Renshaw fortfuhr.

»Ich wurde das Gefühl nicht los, daß die Geschichte des alten Mannes eine Botschaft für mich barg, obwohl der alte Chinese unmöglich etwas von meiner Lage wissen konnte. Aber seine Geschichte ähnelte zu sehr der meinen.



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