Die Vergessenen Schriften 2 by Heitz Markus

Die Vergessenen Schriften 2 by Heitz Markus

Autor:Heitz, Markus [Heitz, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Nicht lange danach waren die knapp zweitausend Albae versammelt, formierten sich im Schutz des Hügels.

Horgàta sah zu Darinór, der seine Nachhut ungewohnterweise nach vorne befehligt hatte. Die Anspannung strahlte von den Kriegern ab, machte ihre Reittiere unruhig.

Sie ließ ihren Rappen zu ihm traben und hielt an, reckte den Kopf und sprach nicht einmal im Ansatz leise. Jeder sollte ihre Worte vernehmen. »Du freust dich über mein Vertrauen, wie ich sehe, Benàmoi.«

»Das tue ich, Horgàta.« Darinór nickte und deutete auf seine Einheit. »Wir brennen darauf, deinen Auftrag zu erfüllen.«

Sie sah hinter den Visieren keine Furcht in den schwarzen Augen, doch bemerkte sie Erstaunen und die schwelende Frage, weswegen die Einheit, die bislang den Rücken deckte, die Hauptaufgabe erhalten hatte.

»Wisset, dass Darinór mich darum bat, diese Bresche schlagen zu dürfen«, sprach Horgàta. »Bei unseren Beratungen lobte er die Kampfkraft seiner Soldaten, und wie sehr sie sich danach sehnten, ihr Geschick unter Beweis zu stellen.« Sie deutete mit ihrer Linken auf den Benàmoi. »Dankt es ihm, indem ihr einen furiosen Sieg erringt und keinen einzigen Verlust erleidet.«

Darinór fixierte sie. Die schwarzen Augen glänzten auf, als würden sie Blitze verschießen wollen. Er wusste genau, weswegen er den Vorstoß anführen musste: Widerworte. »Ich werde in der Tat keinen Einzigen verlieren«, erwiderte er kühl.

»Weil du nur gute und keine schlechten Krieger hast«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu. Gleich habe ich dich.

»So verhält es sich.«

»Wie beruhigend für uns beide.« Horgàta hatte ihn geschickt in den Hinterhalt manövriert, aus dem er sich nicht zu befreien vermochte, ohne sein Ansehen bei der Nachhut einzubüßen. »Da du derart überzeugt bist, nehme ich dein Versprechen an, keinen meiner Soldaten zu verlieren. Du bürgst mit deinem Leben.« Ein Rückzieher war nicht denkbar – er hätte ihn sofort das Vertrauen der dreihundert verlieren lassen. »Nimm meinen Respekt entgegen. Ich kenne keinen Benàmoi, der ein nobleres Gelübde vor einer Schlacht abgelegt hätte.« Sie ließ ihren Nachtmahr demonstrativ rückwärts weichen. »Sodann reite, weise uns den Weg. Wir folgen dir, um die Elben zu hetzen.«

Ecatòn schlug mit der Faust einmal auf Herzhöhe gegen die Rüstung, als Zeichen seiner guten Wünsche. Horgàta konnte spüren, wie vergiftet diese Geste war.

Darinór wollte etwas entgegen, doch er nickte nur, presste die Zähne fest zusammen und setzte sich den Helm auf, bevor sich die Wutlinien erneut zeigten. Er gab das Signal zum Vorrücken, und seine Krieger ritten auf die Kuppe zu, um sie zu überwinden und sich im Galopp nach unten zu stürzen, gegen die kaum befestigte Lagerflanke zu ihrer Linken.

Horgàta wartete, bis der Letzte der Nachhut sie passierte, dann folgte sie auf die Anhöhe, um zu verfolgen, wie sich der Benàmoi anstellte. »Langsam nachziehen«, befahl sie und trabte vorwärts.

Sie wünschte keinem Soldaten die Endlichkeit, damit sie Darinór vollkommen gerechtfertigt umbringen konnte, aber sie erbat sich einen verirrten Pfeil, einen Unfall, etwas, was den lästigen Alb beseitigte.

Horgàta erreichte die Spitze der Erhebung, von der sich die Nachhut eben hinabwarf und mit Gewitterhufen gegen die Barbaren jagte. Obwohl die Sonne hoch stand und das Blitzen um die Fesseln der Nachtmahre nicht richtig zur Geltung kam, bedeutete es ein Schauspiel, das sie immer wieder gerne betrachtete.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.