Die Verfluchten by Hohlbein Wolfgang

Die Verfluchten by Hohlbein Wolfgang

Autor:Hohlbein, Wolfgang [Hohlbein, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783802534591
Herausgeber: Vgs
veröffentlicht: 2005-04-14T22:00:00+00:00


Andrej war übel. Unvorstellbar übel. Es hatte begonnen, kurz nachdem sie losgeritten waren, und war seither beständig schlimmer geworden. Anfangs hatte er noch gehofft, dass er sich daran gewöhnen würde, doch später war er bescheidener geworden und hatte sich nur noch gewünscht, dass es wenigstens irgendwann aufhören würde, schlimmer zu werden. Doch auch dieser Wunsch wurde nicht erhört. Sie hatten nur eine einzige, kurze Rast eingelegt, um die heißeste Zeit des Tages im Schatten abzuwarten, doch Meruhe hatte nur allzu bald zum Aufbruch gedrängt, und die Zeit hatte seinem rebellierenden Magen bei weitem nicht gereicht, um sich halbwegs zu beruhigen. Mittlerweile hatte die Sonne ihren Höchststand längst überschritten und näherte sich schon wieder dem Horizont. Andrej wünschte sich nur noch, dass sie endlich eine Pause einlegen würden.

»Unsere weise und allmächtige Führerin hat einen Platz entdeckt, an dem wir unser Nachtlager aufschlagen können«, sagte Abu Dun neben ihm. Andrej drehte vorsichtig den Kopf in seine Richtung und starrte den Nubier einen Moment lang verständnislos an, bevor ihm überhaupt klar wurde, wovon dieser sprach: Meruhe war in der zurückliegenden Stunde immer wieder einmal ein Stück vorausgeritten und dann zurückgekommen, ohne zu sagen, warum, aber nun wurde ihm klar, dass sie eine passende Stelle für ihr Nachtlager gesucht hatte.

Mit einiger Verspätung raffte er sich immerhin zu einem angedeuteten Nicken auf, um auf Abu Duns Verkündigung zu antworten, sagte aber nichts, sondern sah sich stattdessen müde um. Er war unendlich erleichtert über die Aussicht, endlich vom Rücken dieses struppigen Monstrums herunterzukommen, aber er fragte sich dennoch, was diesen Ort von irgendeinem der zahllosen anderen unterschied, die sie im Verlauf der letzten Stunden passiert hatten.

Meruhe hatte ihre Drohung wahr gemacht und sie auf direktem Wege in die Wüste geführt, einer Wüste allerdings, die sich vollkommen von der unterschied, in der sie sich das erste Mal getroffen hatten. Sie bestand vorwiegend aus Stein, Felsen, klein gemahlenem Geröll und schon wieder fast zu Sand zerriebenem Stein, über dem die Luft vor Hitze flirrte. Er wusste nicht, wie tief sie bereits in diese sich scheinbar bis ins Unendliche erstreckende Einöde eingedrungen waren, geschweige denn, welche Route Meruhe von jetzt an zu wählen gedachte.

»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Abu Dun, als er auch nach einer Weile noch keine Antwort erhalten hatte. Er grinste weiter breit und unübersehbar schadenfroh, aber unter der fröhlichen Häme in seinem Blick verbarg sich echte Sorge.

»Ja, sicher«, antwortete Andrej schleppend. »Ich habe mich nie besser gefühlt.«

Abu Dun funkelte ihn an. Die Häme in seinem Blick war erloschen, aber das Mitgefühl auch. »Bitte verzeiht, dass ich gefragt habe, Sahib«, sagte er schnippisch, rammte seinem Tier die Fersen in die Seiten und ritt schneller voraus. Andrej sah ihm kopfschüttelnd nach, aber er verspürte auch einen kleinen Stich von Neid. Abu Dun bot einen schon fast grotesken Anblick, wie er so auf dem Rücken des Kamels saß und im Rhythmus seiner sonderbaren Schritte auf und ab wippte, aber er beherrschte dieses Tier so meisterhaft, wie Andrej es niemals können würde - und auch nicht wollte. Während



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