Die Unantastbaren. Roman by Richard Price

Die Unantastbaren. Roman by Richard Price

Autor:Richard Price [Price, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104034973
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2015-10-25T16:00:00+00:00


»Wie ich schon am Telefon sagte, ich wäre auch gern zu Ihnen gekommen.«

»Kein Problem«, sagte Billy.

Lazar hatte am Telefon völlig fertig geklungen, als müsste er dringend etwas loswerden, und Billy wollte nicht, dass er zu ihnen kam und dem doppelten Druck zweier panischer Eltern ausgesetzt war. Er war darauf angewiesen, dass der Mann unbefangen redete, daher saß er jetzt in Lazars winzigem Arbeitszimmer in Sleepy Hollow, dem ehemaligen Zimmer seiner studierenden Tochter, wo die Blumentapete und die greifbare Nervosität des Lehrers den ohnehin schon kleinen Raum auf die Größe und Enge einer Zelle schrumpfen ließen.

»Also.« Billy mühte sich um Gelassenheit. »Jetzt, wo ich hier bin …«

»Verstehen Sie, ich hatte keine Ahnung, dass ich einen Detective vor mir habe, als Sie mir gestern Ihre Karte gaben.«

»Muss ja auch nicht.«

»Es ist eine etwas längere Geschichte.«

»Vielleicht fangen wir mit der Pointe an und bewegen uns dann rückwärts?«

»Bitte, ich muss das so erzählen, wie ich es erzählen muss.« Sie waren allein, Lazars Frau und Sohn sahen eine Etage tiefer fern, aber er hatte offensichtlich trotzdem das Bedürfnis zu flüstern. »Sonst verstehen Sie das nie.«

»Ganz wie Sie es brauchen.«

Lazar starrte auf seine Hände, seine Kniescheiben ratterten.

»Also«, sagte Billy.

»Na schön«, sagte Lazar und ließ die Ellbogen auf die Knie sinken. »Na schön … Letzte Woche?«

Lazars Frau kam mit einer Schüssel frisch zubereiteter Grünkohlchips herein, und ihr Mann lächelte sie mit Hau-ab-Blick an. Er wartete, bis sich ihre Schritte entfernt hatten, und hob erneut an.

»Letzte Woche? Hatte ich ein paar Termine in Beacon, und ich kenne mich nicht so gut aus in der Stadt, aber ich hing dort über Nacht fest und bin dann aus purer Langeweile auf einem Spaziergang in eine Bar geraten. Glauben Sie mir, ich trinke praktisch nie, aber ich hatte einen Gin Tonic und …«

»Und …«

»Na ja, nennen Sie mich blind wie eine Fledermaus, aber erst bei der Bestellung des zweiten Drinks merkte ich, dass ich mich in einer Schwulenbar befand.«

»Okay …«

»Und das war mir so peinlich, dass ich auscheckte und ging.« Auscheckte, dachte Billy, nicht gerade der Ausdruck eines Gelegenheitspichlers.

»Allerdings, als ich gerade zur Tür rausging, kam mir mein Nachbar entgegen, ein Nachbar, Eric, hier gleich eine Querstraße weiter, und als ich ihn sah, war ich so durcheinander, weil ich aus diesem Schuppen rauskam, dass ich zu ihm sagte, ›Vorsicht, ich glaube, da drin geht’s nicht mit rechten Dingen zu.‹ Und er sagte, ›Danke für die Vorwarnung, ich bin auf der Hut.‹«

»Und dieser Eric …«

»Eric Salley. Verstehen Sie, ich bin ein toleranter Mensch. Ich habe keine Problem damit, dass er oder sonst jemand schwul ist.«

»Verstehe. Und dieser Eric Salley …«

»Ist ein Problem.«

»Inwiefern?« Als Lazar mit der Antwort haderte, fügte Billy hinzu: »Macht er Ihnen Probleme?«

»Nein, noch nicht.«

»Vielleicht ist er auch tolerant.«

»Da gibt es nichts zu tolerieren.«

»Verstehe.«

»Hören Sie, ich unterrichte an einer katholischen Schule in einer Arbeiterstadt.«

»Ja.«

»Wenn sich ein Gerücht verbreitet … Diese Kinder sind mein Leben.«

»Sie sind sehr beliebt, das weiß ich. Aber es fällt Ihnen schwer, mir zu sagen, was Sie mir mitteilen wollen, also frage ich Sie, ist Eric Salley der Mann, nach dem ich suche?«

»Suche?« Lazar blinzelte irritiert.



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