Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall by Andreas J. Schulte

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall by Andreas J. Schulte

Autor:Andreas J. Schulte
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ammianus Verlag
veröffentlicht: 2014-01-07T16:00:00+00:00


20

Es war noch viel zu früh, um den Tag zu beenden. Nur – auf weiteren Rummel in der Stadt verspürte ich kein Verlangen. Die Gassen füllten sich langsam mit den Betrunkenen, die lautstark von Schenke zu Schenke zogen. Viele würden ihren Rausch in einer der Gassen, angelehnt an einer Hauswand, ausschlafen. Unbehelligt von den Stadtknechten, die heute Nacht bestimmt keinen Säufer in den Bürgertum schleppen würden, so viel stand fest.

Vielleicht sollte ich Heinrich einen Besuch abstatten, um eine Partie Schach zu spielen? Noch während ich darüber nachdachte, klopfte es an der Tür. Draußen standen Hildegard und Jupp. Hildegard umarmte mich herzlich und nahm dann Jupp einen großen Weidenkorb ab, um ihn mir in die Hand zu drücken. „Konrad, mein Lieber, wir dachten, dass du heute vielleicht noch etwas Gesellschaft brauchen könntest. Wahrscheinlich hast du wieder in den letzten Tagen außer Käse, etwas Hirsebrei und Brot nichts Richtiges gegessen. Also hab ich uns was eingepackt. Starr mich nicht so an. Bitte uns herein und deck deinen Tisch!“

Jupp grinst mich unverschämt an und raunte mir beim Eintreten zu: „Warum soll es dir besser gehen als mir? Wenn sich Hildegard was in den Kopf gesetzt hat, wird das auch gemacht. Denk dran, Hildegard geht davon aus, dass du hier still vor dich hin darbst. Besser du futterst, was du kannst, sonst kommt sie künftig jeden Abend vorbei.“

„Was habt ihr beiden denn da zu tuscheln? Los, Jupp, mach dich nützlich und zünd‘ die Lampen an. Konrad, wie sehen denn deine Becher aus, hast du denn keine vier passenden Becher? Jupp, erinnere mich daran, morgen beim Töpfer vier neue Becher für Konrad zu kaufen. Na los, Bewegung, schließlich haben wir alle Hunger, oder etwa nicht?“

Jupp verdrehte noch kurz stumm die Augen, beeilte sich aber, schnell die einzelnen Lampen anzuzünden.

Während Hildegard Schüsseln, Töpfe und Brot auspackte, schaute sie sich weiter prüfend um. Als ihr Blick auf den geschundenen Jesus fiel, der in einer Ecke stand, zuckte sie leicht zusammen, ließ sich aber sonst nichts anmerken. Mehr interessierte sie mein neues Regal.

„Sehr schöne Arbeit, Konrad. Wirklich, ich habe bei manchem Tischlermeister in der Stadt schon viel schlechtere Arbeiten gesehen. Konrad, da hast du ein Händchen für. Soll ich mich mal umhören, wer gern noch so ein Regal hätte? Ich mein, natürlich nur, wenn du neue Aufträge suchst.“

Das Keuchen kam aus Jupps Ecke.

„Keine Sorge“, brummte er, „hier war es grad nur staubig.“ Für mich klang das nach einem Lachanfall, zumal ich wusste, dass Johanna ihm den Hals umdrehen würde, wenn Jupp in ihrem Beisein behaupten würde, bei mir sei es staubig.

Hildegard schien nichts davon zu bemerken. Sie war ganz in ihre neue Idee versunken, mir Kunden in die Arme zu treiben.

„Was hältst du von dem Gedanken?“, fragte sie mich.

Ich zögerte kurz. Hildegard meint es ja nur gut. Trotzdem – besser, ich machte dem Ganzen sofort ein Ende: „Nee, lass mal, Hildegard. Ich glaube, das gibt nur Ärger mit der Zunft. Wenn du aber mal ein Regal haben willst, dann sag es mir. Ich bin jederzeit bereit, schließlich weiß ich ja jetzt, wie es geht.



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