Die tausend Namen: Roman (German Edition) by Django Wexler

Autor:Django Wexler [Wexler, Django]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-04-13T22:00:00+00:00

15

Marcus

Bei Anbruch der Morgendämmerung rückten die Hilfstruppen behutsam vor. Ihre Formation war locker, damit sie die Trümmer und Barrikaden, die vor ihnen lagen, besser überwinden konnten.

Marcus war entschlossen, um jede Minute zu kämpfen und hatte Adrecht und dessen Viertes Bataillon daher an die Front geschickt, während sich der Rest der Kolonisten um den Tempel auf den Berg zurückgezogen hatte. Diese Soldaten begannen fast sofort ein Sperrfeuer und trieben den Feind zurück. Die Hilfstruppen formierten sich, bildeten feste Blöcke aus Braun und griffen mit einem Schrei wieder an.

Die Männer des Vierten stellten sich ihnen nicht mehr in den Weg. Sie waren zu wenige, und außerdem lautete ihr Befehl, sie sollten sich zurückziehen. Jeder Mann feuerte noch einmal, rannte dann los, suchte sich Deckung weiter oben an der Hügelflanke und lud nach. Schüsse drangen aus der immer breiter werdenden Khandarai-Linie, um die Vordanai zu erwischen, aber diese waren so schwer zu treffen wie umherschwirrende Mücken. Zufrieden beobachtete Marcus vom Hügel aus, wie sich die Reihen der vorrückenden Hilfstruppen in dem Versuch auflösten, den zurückweichenden Feind inmitten der Trümmer zu erledigen.

Es wäre ein geeigneter Zeitpunkt für einen Gegenangriff gewesen, wie Marcus ihn gestern so oft befohlen hatte, aber die Umstände hatten sich mittlerweile geändert. Unten am Ufer des Kanals warteten zwei weitere kampfbereite Khandarai-Bataillone. Schlimmer noch, sie hatten Kanonen dabei – alle vier Gesthemel und zwei von den riesigen Schiffskanonen, zweifellos mit Schrapnell geladen. Also hielten die Kolonisten stand, und Adrechts Männer feuerten nach wie vor auf die Hilfstruppen, die sich immer wieder neu formierten und ihren Vormarsch fortsetzten.

Das brachte Marcus und seinen Männern insgesamt ein paar Stunden ein, und bald war der Weg zum Hügel mit Leichen in braunen Uniformen übersät. Aber das Endergebnis konnte nicht angezweifelt werden. Das Vierte wurde immer weiter durch die Stadt und zum Hügel zurückgedrängt, bis die Hilfstruppen schließlich auf ein festes Hindernis stießen. Die Kolonisten hatten eine Reihe von Barrikaden errichtet, deren Holz und Steine aus den zerstörten Häusern stammten, während die Masse des steinernen Tempels hinter ihnen aufragte. Sobald sich der Feind näherte, explodierte dieses Bollwerk und ging in Flammen auf, während die verblüfften Hilfstruppen zurücktaumelten.

Wenige Minuten später beobachtete Marcus, wie sich die beiden anderen Khandarai-Bataillone in Bewegung setzten. Wie Adrecht vorhergesagt hatte, schlugen sie einen weiten Bogen sowohl nach rechts als auch nach links und umgingen die nun leeren Straßen des zerstörten Dorfes. Sie marschierten auf die Ebene, von der aus sie die Flanken und den hinteren Teil der Streitmacht auf dem Hügel angreifen konnten. Wie die Scheren eines Skorpions würden sie sich wieder schließen, und sobald sie in die Reichweite des Tempels kämen, wären die Kolonisten am Ende. Es gab keinen Fluchtweg, sondern nur die Möglichkeit, sich zu ergeben. Und jeder wusste, was die Erlöser mit ihren Gefangenen taten.

Die beiden großen Schiffskanonen wurden jeweils von einer ganzen Soldatenwolke umschwirrt, die sich um sie gesammelt hatte wie Priester um den Altar. Trotz aller Bemühungen ging der erste Schuss zu weit; er pfiff an dem Tempel vorbei und schlug draußen in den durchweichten Feldern ein. Aber der nächste traf, und bald feuerten beide Geschütze unablässig.

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