Die Stimme einer Toten: Bergischer Thriller (German Edition) by Kemmler Olaf

Die Stimme einer Toten: Bergischer Thriller (German Edition) by Kemmler Olaf

Autor:Kemmler, Olaf [Kemmler, Olaf]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783957193124
Herausgeber: BLITZ-Verlag
veröffentlicht: 2019-12-31T16:00:00+00:00


Kapitel 16

Nach einer Nacht wie der letzten hätte Laura vor allen Dingen eins gebraucht: erholsamen Schlaf. Dummerweise hat die Natur den menschlichen Körper nicht ganz logisch konstruiert. Nach zu viel Stress und Aufregung will sich keine innere Ruhe einstellen, und wenn man doch einschläft, dann nur kurz, als ob man sich immer noch in einem ständigen Alarmzustand befände, um jederzeit fliehen oder kämpfen zu können. Vielleicht war das zu Urzeiten einmal sinnvoll gewesen, heute machte es Laura nur noch verrückter.

Als Katrin Neuenhaus früh am Sonntagmorgen anrief, um Laura eine schockierende Nachricht mitzuteilen, war die Übernächtigte sofort wieder hellwach.

„Ganz langsam“, bremste Laura Katrins Redeschwall. „Was hast du auf dem Friedhof gesehen?“

„Es war folgendermaßen: Ich bin in der Nacht zum Friedhof, zu Nadines Grab …“

„Ich weiß, dass wir Gruftis sind, aber erkläre mir bitte mal, was du mitten in der Nacht an Nadines Grab verloren hattest!“

Für einen Moment herrschte Schweigen in der Leitung. „Ich hatte den ganzen Abend das Bedürfnis, mit Nadine zu reden. So wie wir es früher oft gemacht haben. Wir ham‘ die eine oder andere Flasche Wein geköpft und gequatscht bis zum Morgengrauen. Das hat mir gestern sehr gefehlt. Für einen Moment habe ich auch mit dem Gedanken gespielt, dich anzurufen. Hab mich aber nicht getraut, dann bin ich auf die Idee gekommen, an ihr Grab zu gehen. Ich wollte mit ihr reden, also warum sollte ich es nicht tun? Auch wenn es nur ein Monolog sein würde.“

„Verstehe. Und dann war da noch jemand anderes?“

Das füllige Goth-Mädchen berichtete Laura von ihrem unheimlichen nächtlichen Ausflug: „Ich habe plötzlich Stimmen gehört. Nur sehr leise. Zunächst habe ich mich so erschrocken, dass ich hinter einem Grabstein in Deckung gesprungen bin. Irgendjemand hat da getuschelt. Es war nicht mal zu erkennen, ob es Männer oder Frauen waren und was die geredet haben, konnte man sowieso nicht verstehen. Ich dachte erst, dass da vielleicht noch andere Krähen sind, die ’ne kleine Party feiern oder so was. Ich hab einen Moment gelauscht und mich dann näher herangewagt. Sehen konnte ich nichts. Es war ja auch stockfinster. Nur etwas Licht von den Straßenlaternen, und die waren weit weg, und natürlich ein paar rote Grablichter, die im Wind flackerten. Dann habe ich ein paar Wortfetzen aufgeschnappt. Nur so Sachen wie vorsichtig oder pack mal mit an . Ich bin noch näher ran und traute meinen Augen nicht. Da war ein Haufen frisch ausgehobener Erde an Nadines Grab!“

Laura musste sich erst einmal setzen. Es fühlte sich an, als ob der Boden unter ihren Füßen weggezogen wurde. Das Handy zitterte in ihrer Hand. Sie konnte es nicht ruhig halten. „Jemand hat Nadines Grab geschändet?“

„Ja.“

„Was hast du dann gemacht?“

„Bin natürlich sofort abgehauen und hab die Bullen angerufen. Die sind jetzt da und sichern die Spuren.“

„Hast du mit der Polizei geredet?“

„Nee. Hab meinen Namen nicht genannt.“

„Wo bist du jetzt?“

„Wieder zu Hause.“

„Ich komme sofort nach Lennep! Treffen wir uns am Friedhof? In einer halben Stunde?“

„Okay.“

Laura legte das Handy auf den Tisch und musste erst einmal ihre galoppierenden Gedanken zügeln. Wer würde etwas



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