Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) by Peter Huelsmann

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) by Peter Huelsmann

Autor:Peter Huelsmann [Huelsmann, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub


Heinrich stolperte den Hang hinab. Schon zweimal hatte der auf dem lehmigen Boden den Halt verloren, obwohl er äußerst vorsichtig ging. Die ersten Meter hatte er es sehr eilig gehabt. Er fühlte sich in der Nähe der Burg nicht wohl. Die soliden Mauern machten ihm Angst. Er wollte um keinen Preis entdeckt werden. Jetzt aber lächelte er. Die Hälfte des steilen Hanges zum Fluss hinab hatte er bereits zurückgelegt und er gönnte sich den Luxus, seine Gedanken um die Mitgift des Fräulein Idas kreisen zu lassen. Er hatte keine Ahnung, um was es ging, aber er war sicher, dass dieser arme Tropf Johann schon etwas für ihn auftreiben würde. So oder so, ein paar klingende Münzen würden schon für ihn dabei herausspringen. Mit dem Schwarzen hatte er sich auf die Hälfte geeinigt, aber wenn Heinrich es geschickt anstellen würde, dann würde er dem Schwarzen nur einen Teil der Beute übergeben. Die Hälfte der Hälfte für den Schwarzen und seine lausige Bande war schließlich mehr für Heinrich, dass wusste auch ein Bettler!

Heinrich war beinahe am Fuß des Hanges angekommen, als er nach rechts abbog. Er folgte dem Flussverlauf flussabwärts. Nach wenigen Minuten des Weges glaubte er im Unterholz eine Gestalt wahrzunehmen. Es gruselte ihm. War das ein Waldgeist?

„Wer da?“, fragte er unruhig in die Dunkelheit hinein.

„Glaubst du, wir ließen dich unbeobachtet!“, antwortete die Gestalt. Heinrich erkannte die Stimme. Es war Gabriel, einer der Männer des Schwarzen. Gabriel musste ihm den ganzen Tag gefolgt sein, bis hierher. Heinrich wunderte sich für einen Moment, wie unachtsam er gewesen sein musste, dass ihm der Verfolger nicht aufgefallen war. Gier macht blind, dachte er noch, als Gabriel wieder zu sprechen begann.

„Komm, Bettler, der Schwarze wartet auf Neuigkeiten.“

Heinrich stieß ein paar Verwünschungen aus und beklagte sich bei Gabriel, dass auch er mal Schlaf bräuchte. Aber er wusste, dass es sinnlos war. Es wäre nur in seinem Sinne, den Wunsch des Schwarzen zu erfüllen. Noch war er auf dessen Hilfe angewiesen.

Die Strauchdieben hatte ihr Lager nicht weit von der Burg aufgeschlagen. Die Gesetzlosen kannten die Wälder gut und auch in der Nähe der Burg kannten sie die Stellen, an denen sie unbemerkt und ungesehen ihr Nachtlager aufschlagen konnten. Die Männer schliefen schon, als Gabriel Heinrich ins Lager führte. Heinrich zählte drei schlafende Ganoven, mit Gabriel waren sie zu viert. Die anderen waren wohl an den anderen Wegen der Burg postiert. Der Schwarze hatte also Wort gehalten und bewachte die möglichen Fluchtwege Johanns.

„Leg dich hierhin, Bettler, wenn du schlafen willst.“, Gabriel wies auf eine Stelle am Feuer.

„Morgen früh kannst du dem Schwarzen berichten.“, flüsterte er Heinrich zu.

Der Bettler legte sich hin und kauerte sich zusammen. Gabriel setze sich in die Schatten hinter Heinrich. Der Schein des kleinen Feuers reichte nicht weit genug, als dass Heinrich Gabriel noch hätte erkennen können. So wusste er nicht, ob dieser schlief oder nicht.

Aber Heinrich war es in diesem Moment auch egal. Alles war heute Nacht nach Plan verlaufen. Morgen schon wäre er ein reicher Mann. Zufrieden schlief der Bettler ein.



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