Die Seelenverkäufer im Neckartal by Maier Ulrich

Die Seelenverkäufer im Neckartal by Maier Ulrich

Autor:Maier, Ulrich [Maier, Ulrich]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die Sonne schien ihm ins Gesicht. Georg streckte sich auf seinem Heubett. Zum ersten Mal seit Langem hatte er wieder richtig gut geschlafen. Er stand auf, klopfte sich ab, befreite sich von einzelnen Halmen, die an seiner Jacke hafteten, und stieg die Leiter hinunter zum Stall.

Peter war gerade dabei, die Pferde zu tränken. Georg schnappte sich den nächsten Eimer, ging auf den Hof zum Brunnen, füllte ihn und brachte ihn zu den Pferden. Peter hatte ihm bereits sein Frühstück, einen Kanten Brot und ein Glas Milch, hingestellt und schärfte ihm nochmals ein, hier zu bleiben, am besten auf dem Heuboden.

Georg setzte sich eine Weile in die Sonne und döste vor sich hin. Peter hatte recht. Auch wenn Schwendt von ihm selbst ja gewarnt worden war, als er einfach mal so behauptet hatte, auch die badische Polizei würde nach ihm suchen – wenn er in Heilbronn nachfragte, würde er schnell auffliegen. Nicht nur, dass er hier einigermaßen sicher war – er durfte auch nicht riskieren, dass jemand, der ihn suchte, sich nach ihm durchfragte. Hätte er sich bei den Flößern oder beim Hafen aufgehalten, wäre er wohl schnell gefunden worden.

Mit der Zeit ging ihm das Nichtstun jedoch gewaltig auf die Nerven. So schlenderte er hinüber zum Stall zu den Pferden, erkundete das Hintergebäude nach Fluchtmöglichkeiten, falls ihn doch jemand hier aufspüren sollte.

Er malte sich aus, was geschehen würde, wenn Schwendt gefasst wäre und seine Kumpanen fieberhaft nach der undichten Stelle suchten. Es würde nicht lange dauern, dann würden sie auf ihn kommen. Vielleicht kannten sie auch Rosenzweig und die Geschichte von seinem Pferdeknecht, dem Rückwanderer aus Antwerpen? Vielleicht waren sie schon auf dem Weg zu ihm?

Hinterausgänge gab es nicht. Die Remise schloss den Hof ab, die Nebengebäude grenzten direkt an Rosenzweigs Haus, sodass nur die Durchfahrt zur Straße blieb. Die Möglichkeiten, sich zu verstecken, waren sehr begrenzt.

Georg wurde immer nervöser. Bald hielt er es nicht mehr aus. Er musste hier raus. Er fühlte sich hier gefangen wie die Maus in der Falle. Draußen konnte er wenigstens flüchten, wenn ihm jemand auf den Fersen war, außerdem lief ihm die Zeit davon. Was machte er hier bei Rosenzweig? Er musste zum Hafen!

Er hob den Riegel vor dem großen Tor in der Einfahrt, schlüpfte hinaus und zog den Torflügel wieder zu, orientierte sich kurz am Sonnenstand, peilte die Richtung und lief los. Wenig später stand er an der Schiffslände.

Die Berta Augusta wurde beladen. Noch heute würde sie ablegen. Er mischte sich unter die Arbeiter, die Säcke und Kisten an Bord schleppten, die Mütze tief ins Gesicht gezogen. Dabei versuchte er den Zugang zum Schiff im Auge zu behalten. Dann wechselte er, um keinen Verdacht zu erregen, seinen Standort und hatte nun das gesamte Schiffsdeck im Blickfeld.

War das nicht Schwendt, der da oben auf den Kapitän einredete? Sollte er hier zusehen, wie der Kerl ungeschoren davonkam, während die Mannheimer Behörden schliefen? Einfach an Bord gehen und Schwendt zur Rede stellen, konnte er nicht. Ihm irgendwas erzählen, damit er das Schiff noch einmal verließe, hätte auch keinen Sinn.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.