Die Schattenhand by Agatha Christie

Die Schattenhand by Agatha Christie

Autor:Agatha Christie [Christie, Agatha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-11-08T15:33:18.863000+00:00


V

Abends beim Essen meinte Joanna zu Partridge, sie hoffe, ihre kleine Teegesellschaft sei ein Erfolg gewesen.

Partridge lief rot an und stand noch steifer da als sonst.

«Danke, Miss, aber Minnie ist nicht gekommen.»

«Ach, das tut mir Leid.»

«Mir war’s gleich», sagte Partridge.

Ihre Empörung war so groß, dass sie sich herabließ, uns ihr Herz auszuschütten.

«Es war schließlich nicht meine Idee, sie einzuladen! Sie hat angerufen und gesagt, sie hätte etwas auf dem Herzen, ob sie herkommen könnte, weil es ihr freier Tag ist. Und ich habe gesagt, ja, Ihre Erlaubnis vorausgesetzt, die ich eingeholt habe. Und dann keine Spur von ihr, nichts. Und auch kein Wort der Entschuldigung, obwohl ich stark hoffe, dass ich morgen früh eine Postkarte vorfinden werde. Diese jungen Mädchen von heute – keinerlei Manieren, keine Ahnung, was sich schickt.»

Joanna versuchte Partridges’ verletzte Gefühle zu beschwichtigen.

«Vielleicht war ihr nicht gut. Sie haben nicht angerufen und gefragt?»

Partridge richtete sich hoch auf.

«Nein, das habe ich nicht, Miss. Allerdings nicht. Wenn Minnie sich schlecht benehmen möchte, dann ist das ihre Sache, aber ich werde ihr ordentlich die Meinung sagen, wenn ich sie sehe.»

Immer noch steif vor Entrüstung verließ sie das Zimmer, und Joanna und ich lachten.

«Ich tippe auf einen Fall von ‹Fragen Sie Tante Nancy›», sagte ich. «‹Mein Liebster ist so abweisend zu mir, was soll ich tun?› In Ermangelung von Tante Nancy sollte eigentlich Partridge herhalten, aber stattdessen kam es zur Aussöhnung, und zur Stunde sind Minnie und ihr Knabe höchstwahrscheinlich eines dieser stummen, eng umschlungenen Paare, denen man plötzlich an einer dunklen Hecke gegenübersteht. Einem selbst ist es furchtbar peinlich, ihnen dagegen gar nicht.»

Joanna lachte und sagte, so sehe sie das auch.

Dann kamen wir auf die anonymen Briefe zu sprechen und fragten uns, wie Nash und der trübe Graves wohl vorankämen.

«Es ist genau eine Woche her, dass Mrs Symmington sich umgebracht hat», sagte Joanna. «Langsam müssten sie doch eigentlich etwas in der Hand haben. Fingerabdrücke oder eine Handschrift, irgendwas.»

Ich antwortete ihr zerstreut. Im hintersten Winkel meines Bewusstseins machte sich ein seltsames Unbehagen breit. Es hing in irgendeiner Weise mit der Formulierung zusammen, die Joanna gebraucht hatte. «Genau eine Woche.»

Ich hätte, so meine ich jetzt, zwei und zwei schon eher zusammenzählen müssen. Vielleicht war der Argwohn erwacht, ohne dass es mir klar war.

Immerhin, jetzt gärte es in mir. Das Unbehagen schwoll an – spitzte sich zu.

Joanna, die temperamentvoll eine Begegnung im Dorf schilderte, merkte plötzlich, dass ich gar nicht zuhörte.

«Was ist los mit dir, Jerry?»

Ich gab keine Antwort; mein Hirn setzte zu emsig Mosaiksteine zusammen.

Mrs Symmingtons Selbstmord… Sie war an dem Nachmittag allein im Haus… Allein im Haus, weil die Mädchen ihren freien Tag hatten… vor genau einer Woche…

«Jerry, was…»

Ich unterbrach sie.

«Joanna, Dienstmädchen haben doch jede Woche einen Tag Ausgang, oder?»

«Und jeden zweiten Sonntag», sagte Joanna. «Was um…»

«Sonntag ist egal. Ist der freie Tag immer der gleiche?»

«Ja. Normalerweise schon.»

Joanna sah mich verwundert an. Ihre Gedanken waren andere Wege gegangen als meine.

Ich durchquerte das Zimmer und klingelte. Partridge erschien.

«Sagen Sie», bat ich, «diese Minnie Morse – sie ist Hausangestellte?»

«Ja, Sir. Bei Mrs Symmington. Bei Mr Symmington, sollte ich jetzt wohl sagen.



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