Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen by Margaret Weis & Tracy Hickman

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen by Margaret Weis & Tracy Hickman

Autor:Margaret Weis & Tracy Hickman [Hickman, Margaret Weis & Tracy]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-09T05:00:00+00:00


4

Die Gefängniswächter saßen zusammengekauert im mageren Schatten, den das gedrungene, eckige Wachhaus bot, den Rücken gegen die kühle Wand gepreßt. Es war fast Mittag, und der Schatten wurde schnell kleiner. Schon bald würde die Nachmittagshitze sie ins Wachhaus selbst treiben. Sie vermieden es so lange wie möglich. Das Lehmziegelgebäude zu betreten war so, als würde man in einen Ofen kommen. Aber so heftig die Hitze in dem Bau auch war, hatte er wenigstens den Vorzug, Schutz vor der sengenden Sonne zu bieten. Als die letzten Schatten verschwanden, erhoben sich die Wachen. Einer der jüngeren Wärter stieß einen älteren Mann an, seinen Vorgesetzten.

»Soldaten.«

Der Kommandant blinzelte ins Sonnenlicht hinein, in die Richtung der Suks, stets dankbar für jede Abwechslung der Monotonie seiner Wachzeit. Im Basar drängten mehrere Soldaten des Emirs in ihren bunten, prunkvollen Uniformen ihre Pferde durch die Menschenmengen. Die Menschen stoben vor ihnen auseinander, Mütter rissen ihre kleinen Kinder hoch, die Händler entfernten hastig die wertvollsten Waren ihrer Auslagen und schoben ihre Töchter hinter die verhangenen Abtrennungen. Dort, wo die Menschenmenge zu dicht gedrängt war und die Pferde nicht hindurchkamen, bahnten sich die Soldaten mit ihren Reitgerten wirkungsvoll einen Weg, ohne auf die Flüche und wütenden Schreie zu achten, die immer wieder verstummten, sobald die Menge den Mann erblickte, der hinter den Soldaten ritt.

»Der Emir«, brummte der Kommandant.

»Ich glaube, er kommt hierher«, meinte der junge Posten.

»Pah!« Der ältere Wärter spuckte auf den Boden, doch sein Blick blieb mißtrauisch auf den Geleitzug geheftet, der sich durch die Basare bewegte. »Ich denke, du hast recht«, sagte er nach kurzer Pause schließlich schleppend. Er wirbelte herum und brüllte Befehle, die die anderen schläfrigen Wachen auf die Beine springen ließen, um hastig dem Ruf des Kommandanten zu folgen und herbeizustolpern.

»Was ist denn mit Hamd los?« rief er, als er feststellte, daß einer der Posten nicht reagierte. »Wieder betrunken? Schleppt ihn ins Wachhaus! Und zwar schnell! Und schaut euch einmal eure Uniformen an! Was ist denn das? Blut? Dein eigenes? Sag ihm, es stammt von dem Dieb. Was war das? Der Mann ist vor zwei Tagen gestorben? Um so schlimmer! Dann bleib außer Sichtweite! Und die anderen? Versucht wachsam auszusehen, sofern ihr das überhaupt könnt, Schweinebrut. Und jetzt weitermachen! Zurück auf eure Plätze!«

Der Kommandant stieß Verwünschungen vom Emir bis zu Hamd aus, dessen schlaffer, zusammengesackter Körper unsanft über den Boden zum Wachhaus gezerrt wurde. Er schob und scheuchte seine ausdruckslos dreinblickenden Männer auf ihre zugewiesenen Positionen, half einigen der langsameren mit kräftigen Hieben seines dicken Schlagstocks nach.

Das Hufgetrappel kam immer näher. Der Kommandant rang nach Luft, er schwitzte und warf einen letzten Blick auf sein Gefängnis. Wenigstens waren die Gefangenen nach ihrem mittäglichen Ausgang wieder in ihre Zellen verbracht worden, dachte er dankbar. In der Dunkelheit des Zindan waren geschwollene Wangen, aufgeplatzte Lippen und blaue Augen nicht so deutlich zu erkennen. Ebensowenig die Blutflecken auf den Tuniken. Doch um ganz sicherzugehen, überlegte sich der träge Verstand des Kommandanten Entschuldigungen, weshalb gegen den ausdrücklichen Befehl des Emirs verstoßen worden war, die Gefangenen – insbesondere die Nomaden – körperlich nicht zu mißhandeln.



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