Die Rettung der Welt by Dieter Nuhr

Die Rettung der Welt by Dieter Nuhr

Autor:Dieter Nuhr [Nuhr, Dieter]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2017-03-18T16:00:00+00:00


WELTENTWICKLUNG

Aber so frustrierend vieles war, es ging auch voran: Es gelang mir unbemerkt, in China den Kommunismus zu beseitigen, so geräuschlos, dass nicht einmal die kommunistische Partei bemerkte, dass es den Kommunismus nicht mehr gab. Es interessierte sie auch nicht. Es interessiert sie bis heute nicht. Die Kommunisten sind zu sehr damit beschäftigt, säckeweise Geld beiseitezuschaffen.

Zwar war auch das neue System, das langsam, aber sicher die zynische Massenvernichtung des Maoismus ablöste, kein Zuckerschlecken, aber Millionen Menschen stiegen aus dem Elend auf. Die weltweite Armut begann, sich rückläufig zu entwickeln. Die Globalisierung machte sich breit. Eine weltweite Kultur des Eigensinns machte zwar auch zahlreiche Menschen zu Verlierern, aber noch nie in der Geschichte der Menschheit verbesserten sich die Lebensbedingungen für so viele Menschen in so kurzer Zeit.

Für Abermillionen von Erdbewohnern verbesserte sich die Ernährung, ärztliche Versorgung, Lebenserwartung, ja, auch die Lebensqualität. Auch in Deutschland ging es mit dem schwierigen Prozess der Einigung, der in der Geschichte ohne Beispiel war und deshalb aus dem Nichts entwickelt werden musste, langsam voran.

Das blieb in Deutschland nahezu unbemerkt. Kohl hatte in seiner selbstgefälligen Art gleich nach der Wende blühende Landschaften angekündigt, ein Versprechen, das ihm die Wiederwahl sichern sollte und natürlich völlig überzogen war. Der Mann hatte viel zu hohe Erwartungen geweckt und für seine Karriere den inneren Frieden aufs Spiel gesetzt. Ich hatte verpasst, ihn daran zu hindern, die selbstsüchtigen Dummheiten quollen in zu hoher Geschwindigkeit aus ihm heraus.

Außerdem hatten Versicherungsvertreter und Gebrauchtwagenhändler mit ihrer Taktik, die mit der Marktwirtschaft nicht vertrauten sogenannten „Ossis“ übers Ohr zu hauen, wo immer es nur möglich war, schwere Schäden im seelischen Gefüge der Republik hinterlassen.

Ich versuchte, nicht nur auf der Bühne, sondern auch in der Weltpolitik mit kleinen Scherzen die Laune aufzuhellen. Nicht immer gelang es mir. Meine Idee, Boris Jelzin mit einer Wodkaflatrate zu versorgen, ging nach hinten los. Jelzin soff sich die Birne weg, trat im Welttheater nur noch in seiner Rolle als betrunkener russischer Bär auf und löste damit eher Sorgen als Schmunzeln aus.

Dafür gelang mir ein veritabler Heiterkeitserfolg, als ich dem amerikanischen Präsidenten Clinton eine Praktikantin schickte, die dafür bekannt war, für beeindruckende Persönlichkeiten auch unter dem Schreibtisch zu arbeiten, indem sie dort mündlich assistierte.

Die Grundeinstellung der Deutschen blieb eher depressiv. Das Leben erschien damals vielen als Jammertal, dem nur mithilfe der Diddl-Maus heitere Momente abgerungen werden könnte, einer Figur, die, immer wenn sie irgendwo auftauchte, und das tat sie ständig und überall, durch ihre süßliche Armseligkeit einen Geschmack hinterließ wie ein Kilo Honig, das man durch die Nase eingeatmet hatte. Als mir ein Freund einen Diddl-Maus-Schlüsselanhänger mitbrachte, verwies ich ihn der Türe und rief ihn nie wieder an. Es gibt Dinge, die unverzeihlich sind.

Manchmal sind es die kleinen Sachen, die einen Menschen, den man gerade noch anziehend fand, von einem Moment auf den anderen zu einem abscheulichen Monster machen. Nichtige Kleinigkeiten sind es, die alles ändern können. Jeder Mann kennt das: Eine attraktive Frau schlägt einen, obwohl man bereits ins Schlafzimmer vorgedrungen ist, in die Flucht, wenn aus ihrem CD-Player ein knödelnder



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