Die Psychologin – Dunkle Wasser by Anna Salter

Die Psychologin – Dunkle Wasser by Anna Salter

Autor:Anna Salter [Salter, Anna]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Psycho-Thriller, Kriminalroman, Gerichtsthriller, Justiz-Thriller, Thriller Kindesmissbrauch, Amerika, Patricia Cornwell, Nicci French, Neuerscheinung, eBooks
ISBN: 9783966557467
Herausgeber: dotbooks Verlag
veröffentlicht: 2021-12-02T00:00:00+00:00


Kapitel 15

Ich drückte das Gesicht an die Scheibe, als das Flugzeug abhob. Es verblüffte mich immer wieder, wie schnell alles kleiner wurde, je höher die Maschine stieg. Wolken über Wolken – wenn man erst mal über zehntausend Meter hoch war, passierte nichts mehr. Aber beim Start und bei der Landung kam man sich ein bißchen wie der liebe Gott vor, der auf das Geschehen runtersieht. Das blaue Auto dort, das ein weißes überholte: Wer saß da drin, wohin fuhren sie? Würden sie den Leuten in dem weißen Wagen jemals wieder begegnen? Und wenn das ihre einzige kurze Begegnung war, blickten sie auch richtig hin? Wußten sie, daß sie gerade etwas sahen, was sie nie wieder sehen würden?

Aus dem Muschelsammeln war nichts geworden. Nichts zu machen. Ich konnte schlecht den ganzen Tag in den Dünen faulenzen, während die Polizei höchst offiziell mit mir reden und mein Arbeitszimmer durchsuchen wollte. Ich schlief erst mal. Über die Jahre hatte ich gelernt, wie ein Stein zu schlafen, sobald das Flugzeug in den Wolken verschwunden war, genauso, wie es mir gelang, wieder aufzuwachen, wenn die Stewardessen die Landung ankündigten.

Ich beschloß, erst nach Hause zu fahren, ehe ich ins Polizeirevier ging. Der Zustand des Hauses würde mir Aufschluß darüber geben, wie Adam und ich zueinander standen. Als ich vorfuhr, war ich nervöser, als ich zugeben wollte. Keine Anzeichen von Eindringen. Ich ging hinters Haus auf die Terrasse und sah durch die Fenster. Absolut kein Hinweis, daß die Polizei dagewesen war. Ich versetzte der Luft einen Fausthieb, streifte die Schuhe ab und tanzte barfuß in die Küche, um mir ein Glas Eistee zu holen. Es ging mir schon besser. Wonach Adam auch suchte, entweder war er nicht so scharf darauf, oder er glaubte, daß ich es nicht hatte oder – noch besser – er vertraute mir, daß ich ihm sagen würde, wenn ich es hatte.

Adam wußte, daß ich mich in ein Haus auf dem Land zurückgezogen hatte, in dem ich unter allen Umständen völlig privat bleiben wollte. Eine polizeiliche Durchsuchung dieses Hauses wäre gleichbedeutend mit dem Ende meiner Intimsphäre gewesen, daher war es ihm irgendwie gelungen, den Durchsuchungsbefehl auf mein altes Heim mit meinen Arbeitsräumen zu beschränken. Natürlich wohnte da jetzt Carlotta, aber ich konnte wetten, daß der Durchsuchungsbefehl auf meinen und nicht auf Carlottas Namen ausgestellt war.

Ich zog meine Dr.-Stone-Klamotten an: langen schwarzen Rock, weißen, gerippten Rollkragenpullover, karierte Kostümjacke. Konservativ. Korrekt. Ich mußte wieder eine Rolle spielen, wie vor Gericht, und man brauchte dabei diese Art von Kostümierung. Mir war unverständlich, warum mich das Polizeiverhör so nervös machte. Schlimmer als vor Gericht auszusagen, konnte es nicht sein, und das machte ich schließlich andauernd. Ich hoffte, daß mir ihre Fragen verraten würden, hinter was sie her waren. Bestimmt gäbe es wieder den üblichen Hickhack um die Unterlagen und das Offenlegen von vertraulichen Mitteilungen meiner Patienten. Aber Adam und ich erledigten dieses Ritual mittlerweile im Schlaf. Er war der einzige Polizeichef der Stadt; ich war zwar nicht die einzige Gerichtspsychologin, aber wahrscheinlich die am meisten beschäftigte. Wir hatten das Duett schon mehrfach geprobt.



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