Die Prophezeiung der Steine by Pamela Freeman
Autor:Pamela Freeman [Freeman, Pamela]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: PeP eBooks
veröffentlicht: 2010-04-03T22:00:00+00:00
Die Jahreswende kam. Die Fischerboote im Hafen begannen, in der Wärme der Sonne zu stinken. Während der sommerlichen Hitze rannte und trainierte Ash genau so, wie er es während der winterlichen Kälte getan hatte. »Das Wetter lässt nicht nach, nur weil du dich unbehaglich fühlst«, hatte Doronit gesagt. »Wozu ist eine Schutzwache nütze, die sich in den Schatten setzen muss?«
An einem grauen, windstillen Tag zu Beginn des Herbstes, bevor die erste Kälte einsetzte und die sommerliche Gluthitze unterbrach, lief er mit federnden Schritten schweiß überströmt in den Hof, wo sie ihn mit einem kühlen Getränk und einem Handtuch erwartete.
»Was ist passiert?«, fragte er.
Sie lächelte ihn von der Seite an. »Vor einem Jahr hättest du gar nichts gefragt. Du wärst rot geworden und hättest mich angelächelt. Komm.«
Sie führte ihn zu ihrem Zimmer. Er trocknete sich im Gehen ab und trank den Saft in hastigen Zügen.
Ihr Zimmer war kühl und ruhig. Sich bewusst, dass er sehr verschwitzt war, setzte er sich auf die Kante des Fensterplatzes und stützte die Ellbogen auf die Knie. Sie setzte sich neben ihn.
»Wir haben ein Problem. Ich … habe einen Feind.«
Sie zog ein gelbes Papierknäuel aus ihrer Tasche, einen Beutel mit Süßigkeiten, kugelförmig getrocknete Aprikosen und zerkleinerte Nusskerne. Das war ihre Lieblingsspeise, von Perle, dem Zuckerbäcker.
»Riech mal daran.«
Sie hielt ihm das Papier unter die Nase, und er schnüffelte. Aprikose, Nuss, Honig … und noch etwas anderes, schwach und scharf, wie Mandeln …
»Bittermandel«, sagte er schockiert. »Doch nicht Perle?«
»Nein, nein. Die hier habe ich gestern gekauft und schon davon gegessen. Und es ist mir danach gut gegangen, nicht wahr? Ich habe sie hier auf dem kleinen Tisch liegen gelassen. Heute habe ich mich hier mit drei Leuten getroffen - mit Aylmer, mit Eral von der Handelsgilde und mit der Steinedeuterin.«
»Martine?«
»Als sie weg war, wollte ich mir eine Süßigkeit nehmen. Etwas … stimmte nicht. Ich weiß nicht. Vielleicht war das Papier anders gedreht. Ich war vorsichtig. Ich habe das Gift gerochen.«
»Eral also?«
»Nein, warum sollte er? Wir machen gute Geschäfte miteinander. Seit zehn Jahren, keine Probleme. Und Aylmer ist loyal.«
»Ja, das ist wahr, aber warum sollte Martine …?«
»Sie kam, um mich vor Ranny zu warnen, um mir zu sagen, ich solle mit ihr keine Geschäfte machen. ›Zu deinem eigenen Wohl‹, sagte sie. Sie hasst Ranny, das weiß jeder.«
»Aylmer hat gesagt, es sei Ranny, die Martine hasst.«
»Wieso nicht? Es ist nur natürlich, jemanden zu hassen, der einen selbst hasst. Aber Martine hat Ranny und ihre ganze Familie schon immer gehasst. Warum sonst sollte sie ihr sagen, dass sie das Datum ihres Todes kenne, aber ihr nicht mehr dazu verraten? So etwas tut man nur einem Feind an. Den Tod so in ihrem Kopf zu verankern, dass sie sich endlos darüber Gedanken macht.«
»Ich kann mir nicht …«
»Du magst sie. Aber sie ist gefährlich.«
Er dachte an Martines Messer in der Schulter des Jungen, an ihr ruhiges Gesicht, mit dem sie über zwei Leichen trat, die blutend auf ihrem Teppich lagen.
»Schon, aber …«
»Sie hat versucht, mich umzubringen.« Doronits Stimme war scharf.
Bei aller Verwirrung und
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