Die Prophezeiung by Jutta Ahrens

Die Prophezeiung by Jutta Ahrens

Autor:Jutta Ahrens [Ahrens, Jutta]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9781311644688
veröffentlicht: 2014-06-04T22:00:00+00:00


19

Shahain kniete nackt über Gaidaron und befriedigte ihn mit dem Mund. Obwohl dieser wusste, was für ein Übel ihn am Ende erwartete, nahm er es in Kauf, sonst hätte ihn sein Verlangen in den Irrsinn getrieben. Immerhin kannte Shahain sein Geheimnis, und er musste sich nicht dafür schämen. Außerdem wusste er, dass Shahain es gern tat, denn er fühlte sich danach immer ganz ausgezeichnet.

Gaidaron fühlte den Höhepunkt kommen, und als er abspritzte, verspürte er das unheilvolle Ziehen und das Schwinden seiner Kraft. Seine Lust erlosch augenblicklich. Schwer atmend und mit geschlossenen Augen wartete er darauf, dass der Schmerz abflachte, doch da fühlte er weiche, drängende Lippen an seinem Mund. Der fordernde Kuss überraschte ihn derart, dass er ihn willig öffnete. Eine warme Flüssigkeit drang hinein und füllte ihn aus. Gaidaron schluckte heftig, um nicht an ihr zu ersticken. Gleichzeitig wusste er, dass er soeben seinen eigenen Samen geschluckt hatte. Noch bevor ihm bewusst wurde, was das bedeutete, durchflutete ihn ein wohliger Schauer, und die Wollust kam zurück mit der Gewalt eines Sturzbaches.

Stürmisch umarmte er Shahain. »Das war großartig! Wie bist du nur darauf gekommen?«

»Der Gedanke kam mir ganz plötzlich«, murmelte Shahain verlegen.

»Ja, und er war gut. Darauf hätte ich auch selbst kommen können. Allerdings …« Gaidaron griff nach dem Becher mit eisgekühltem Wein. »Die Sache hat einen großen Nachteil.« Er goss sich den Wein langsam über sein Gemächt, das sich bereits lüstern aufgerichtet hatte. »Ich werde noch schneller hart als vorher, und das würde sich endlos wiederholen. Ich kann schließlich nicht jedes Mal meinen eigenen Samen schlucken.«

Shahain nickte mitfühlend. »Ich wollte Euch nur helfen, daran habe ich nicht gedacht.«

»Glaub mir, ich weiß dein Opfer zu schätzen.« Gaidaron streichelte ihm die Wange. »Das werde ich dir nicht vergessen.«

Shahain errötete. »Vielleicht kann Nemarthos Euch doch helfen.«

Gaidaron seufzte. »Er ist meine letzte Hoffnung. Wenn er nicht weiterweiß – ich darf gar nicht daran denken.«

Aber er dachte oft daran, denn insgeheim befürchtete er, dass dieser überhaupt nicht antworten werde. Als sein Schreiben tatsächlich eintraf, war Gaidaron wie ausgewechselt. Ungeduldig riss er es auf und überflog es begierig. Aber seine freudig angespannten Züge fielen nach und nach in sich zusammen. Nemarthos schrieb:

Ihr fragt mich, wie ich mich von dem Gott befreien konnte. Das wollt Ihr wissen, weil Ihr seine Anwesenheit leid seid und ihm ebenfalls entfliehen möchtet. Zu meinem Bedauern muss ich Euch sagen, dass ich Euch nichts Brauchbares oder Tröstliches mitteilen kann. Es ist so, dass ich allein nichts vermocht hätte. Er hat sich von allein gemeldet; es begann mit rasenden Kopfschmerzen und Übelkeit. Ich spürte, dass er mich verlassen wollte. Er kannte meine Gedanken und wusste, dass Ihr in Bedrängnis wart. Deshalb nannte er Euren Namen und drängte mich, ihn auszusprechen. Obwohl wir beide dasselbe wollten, ging der Entschluss von ihm aus. Aber er hätte mich niemals verlassen, wenn ich mein Leben nicht so radikal verändert hätte. Sein Platz war in Khazrak, der meine in Zukunft an der Kurdurquelle. Er hätte Euch auch nicht erwählt, wenn er nicht gespürt hätte, dass Ihr ihn annehmen werdet, denn er drängt sich niemandem auf.



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