Die Penderwicks, Band 2: Die Penderwicks zu Hause (German Edition) by Birdsall Jeanne

Die Penderwicks, Band 2: Die Penderwicks zu Hause (German Edition) by Birdsall Jeanne

Autor:Birdsall, Jeanne [Birdsall, Jeanne]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen
veröffentlicht: 2011-12-19T23:00:00+00:00


Dreizehntes Kapitel

Njet!

Rosalind hatte schon vor langer Zeit ihren Lieblingsplatz im Quigley-Wald gefunden. Damals war sie mit ihrer Mutter dort spazieren gegangen, nur sie beide. Skye und Jane waren … Rosalind wusste nicht mehr, wo sie gewesen waren. Sie wusste nur noch, wie herrlich es gewesen war, ihre Mutter ganz für sich zu haben. Lachend und redend waren sie am Bach entlanggegangen, bis sie zu einer kleinen Steinmauer gekommen waren. Es war Herbst gewesen, genau wie jetzt, und ihre Mutter hatte das Laub von den Steinen gefegt, damit sie sich dort hinsetzen und dem plätschernden Bach zuschauen konnten. Im nächsten Frühling machen wir beide hier ein Picknick, Rosy, hatte die Mutter ihr versprochen. Doch im nächsten Frühling …

Rosalind riss sich zusammen. Sie hatte ihren Lieblingsplatz nicht aufgesucht, um in Selbstmitleid zu zerfließen. Das hatte sie in letzter Zeit allzu oft getan. Nein, sie war mit Batty und Ben hierhergekommen, um dem Haus zu entfliehen, wo Jane und Skye Das Opfer der Schwester probten – und sich zankten –, wie sie es schon die ganze Woche taten. Es würde eine große Erleichterung sein, wenn Skye morgen nach Boston fuhr, dann mussten sie zwei ganze Tage nichts von den Azteken hören.

»Blut! Unschuldiges Blut! Versuch es mal, Ben.«

»Batty, bring ihm so was nicht bei!« Rosalind stapfte durch das Laub zu Batty und Ben, die versuchten Hound in den roten Bollerwagen zu stecken.

»Er muss doch ein neues Wort lernen.«

»Aber nicht das.« Rosalind hob Ben hoch und küsste ihn auf seine runde Backe. »Sag ›Hund‹, Ben. Sag ›Hound‹. Sag ›Batty‹. Aber bitte sag nicht ›Blut‹.«

Ben sagte überhaupt nichts.

»Wie wär’s mit ›Regenbogen‹? Sag ›Regenbogen‹, Ben«, schlug Batty vor.

»Das auch nicht.« Rosalind schüttelte den Kopf, damit Ben die Azteken schnell wieder vergaß. Fröhlich tätschelte er ihr das Gesicht, dann zeigte er auf den Boden.

»Er will wieder runter«, sagte Batty.

Also setzte Rosalind Ben ab und schlug ein Buch mit Shakespeare-Sonetten auf. Sie musste ein Gedicht auswendig lernen und im Englischunterricht vortragen, und sie hatte sich Shakespeare ausgesucht, ohne zu bedenken, dass die meisten seiner Gedichte von Liebe handelten. Wie zum Beispiel »Sag, daß du mich um eine Schuld verstoßen« und »Daß du sie hast, ist nicht mein größter Schmerz«. Da Rosalind auf keinen Fall vor allen anderen über Liebe sprechen wollte, suchte sie nach einem Sonett, das so kompliziert war, dass niemand das mit der Liebe mitkriegen würde. Rosalind blätterte in dem Buch. Das hier kam vielleicht in Frage: »Wie mochtest schönen Tag du prophezeien/Daß ich mich ohne Mantel aufgemacht …«

Hound riss sie von Shakespeare los. Er hatte den Bollerwagen umgestoßen und kauerte in Angriffsposition da, von der Straße abgewandt, die Nase in den Wald gerichtet. Und er knurrte.

»Batty, was ist los?«, fragte sie. Batty und Ben lagen neben Hound flach auf dem Boden, ihre Nasen zeigten in dieselbe Richtung wie seine.

»Wir hören jemanden kommen. Wahrscheinlich ist es der Fliegenmann.«

Rosalind hörte überhaupt nichts. »Warum spioniert ihr nicht mal eine Weile hinter jemand anderem her, du und Ben? Zum Beispiel hinter Außerirdischen.«

»Weil es in unserer Straße keine Außerirdischen gibt«, antwortete Batty geduldig.



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