Die Magie der tausend Welten: Die Begabte - Roman (German Edition) by Trudi Canavan

Die Magie der tausend Welten: Die Begabte - Roman (German Edition) by Trudi Canavan

Autor:Trudi Canavan [Canavan, Trudi]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penhaligon Verlag
veröffentlicht: 2014-11-09T23:00:00+00:00


14 Tyen

Durch die Tür hörte Tyen Schritte; sie wurden lauter, dann leiser und schließlich wieder lauter. Als er abermals zur Seite spähte, dachte er darüber nach, ob er genug Übung im Gebrauch von Magie besaß, um sich zu dem benachbarten Pier zu befördern. Jedes Schweben erforderte eine stabile Oberfläche, an der man sich orientieren und von der man sich abstoßen konnte. Er wusste nicht, ob das über Wasser möglich war.

Für einen Moment wünschte er, er hätte schwimmen gelernt, doch dann begriff er, dass ein Bad im Meer all das Geld ruinieren würde, das er hatte, bis auf die Münzen. Außerdem würde das Wasser vielleicht Pergama beschädigen. Und selbst wenn er den nächsten Pier erreichte, würde er immer noch zu sehen sein, sobald Hofkrazner und die Polizei aus der Hoteltür traten.

Etwas bewegte sich unter dem anderen Ende des Piers. Als er genauer hinsah, erkannte er die Umrisse eines Ruderboots. Ein Stich der Hoffnung durchzuckte ihn. Er trat an den Rand des Hotelpiers und schaute hinab. Und tatsächlich war darunter ein kleines Boot vertäut. Eine Leiter führte ins Wasser hinunter. Er schulterte den Riemen seiner Tasche und kletterte vorsichtig hinab. Das Boot war mit einem Seil festgemacht. Er griff danach und zog es heran. Als er in das Boot trat, gab es unter ihm nach, und er fiel mit der Brust gegen die Sitzbank. Das Boot stieß gegen einen Pfeiler und trieb dann wieder zurück unter den Pier.

Von oben war das Öffnen einer Tür zu hören. Tyen erstarrte und wagte es nicht, sich zu bewegen oder sich auch nur umzudrehen, um nach oben zu blicken.

»Hier kann er nicht rausgegangen sein«, erklang eine Stimme.

»Nein«, pflichtete eine vertrautere Stimme bei.

»Er muss einfach wieder gegangen sein. Ich wusste, dass etwas mit ihm nicht stimmte.«

»Wenn er gegangen ist, kann er nicht weit gekommen sein. Wir sollten uns beeilen«, sagte eine andere, leisere Stimme in dem Gebäude. Die Tür wurde geschlossen.

Tyen gestattete sich, wieder zu atmen, blieb aber sonst ganz still für den Fall, dass jemand draußen geblieben war. Er hörte keine Schritte auf der Treppe oder dem Pier. Schließlich blickte er auf und spähte durch die Lücken zwischen den Bodenbrettern des Piers, konnte aber niemanden dort stehen sehen. Er setzte sich auf und dachte über seinen nächsten Schritt nach.

Er konnte nicht wieder hineingehen, nicht einmal, nachdem die Polizei und Hofkrazner das Hotel verlassen hatten. Die Frauen, der Direktor und der Besitzer der Kleider, die er trug, würden ihn erkennen. Nein, er würde das Boot benutzen müssen, um fortzukommen.

Er erwog abzuwarten für den Fall, dass jemand wieder auf den Pier herauskam, vielleicht um gründlicher zu suchen, und ihn wegrudern sah. Aber wenn sie es taten, würden sie vielleicht auch daran denken, unter den Pier zu schauen. Nein, er sollte am besten sofort aufbrechen.

Tyen richtete sich auf, fand die Ruder und machte das Boot los. Unbeholfen und vergeblich darauf bedacht, jedes Platschen und Spritzen zu vermeiden, ruderte er los. Jetzt wünschte er sich, er hätte der Bucht und den Hafenanlagen mehr Aufmerksamkeit gewidmet, als er die Sacal-Bucht aus der Luftkutsche betrachtet hatte.



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