Die Macht by Vince Flynn

Die Macht by Vince Flynn

Autor:Vince Flynn [Flynn, Vince]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Thriller
veröffentlicht: 2011-11-16T23:00:00+00:00


Rapp hatte Recht; Donatella fuhr nicht mit dem Aufzug hinauf, sondern nahm die Treppe. Und sie hatte sich schon vor langer Zeit angewöhnt, nie ohne Waffe die Wohnung zu verlassen. Donatella wählte ihre Pistolen so wie andere Frauen ihre Handtasche – sie hatte für jeden Anlass die passende Waffe. Am liebsten hatte sie die 9-mm-Beretta 92F bei sich, doch diese Waffe war zu groß und zu schwer, um sie in der Handtasche mitzunehmen. Deshalb hatte sie für den Alltag ihre Walther PPK mit Schalldämpfer, eine leichte und kurze Pistole. Ihr Nachteil war jedoch, dass sie das kleine Kaliber .22 verfeuerte und damit nicht besonders durchschlagskräftig war. Mit einem Schuss auf den Körper konnte man kaum jemanden ausschalten, doch wenn man den Kopf traf, spielte auch das keine Rolle. Und Donatella verfehlte nur selten ihr Ziel.

Als sie die Treppe hinaufstieg, trug sie die Pistole in den Falten ihres Mantels verborgen. Der Hahn war gespannt und die Waffe entsichert, und sie brauchte auch nicht erst nachzusehen, ob eine Kugel in der Kammer war. Während sie hinaufging, war sie mit Rapp über das Handy in Kontakt. Bei jedem Treppenabsatz hielt sie kurz inne, um zu lauschen und sich umzusehen. Sie spürte zwar die beiden Wodka-Martini noch ein wenig, doch der Spaziergang in der kühlen abendlichen Luft hatte ihre Sinne geschärft. Der Mann draußen im Wagen hatte sie natürlich ebenfalls rascher nüchtern werden lassen. Rapp brauchte ihr nicht erst zu erklären, was das bedeutete. Da wollte ganz offensichtlich jemand alle möglichen Unsicherheitsfaktoren beseitigen, bis die Spur schließlich im Nirgendwo endete. Es gab noch eine andere Möglichkeit, und deshalb wollte sie Rapp nicht sagen, was er von ihr wissen wollte. Die USA waren ein Verbündeter – aber auch das hatte irgendwo seine Grenzen.

Die CIA würde auch vor einer Lüge nicht zurückschrecken, um an die gewünschten Informationen heranzukommen – und dass sie unbedingt wissen wollten, wer ihr Auftraggeber war, daran bestand wohl kein Zweifel. Der Mann unten im Wagen konnte jemand sein, der den Auftrag hatte, sie zu beseitigen – es konnte aber auch sein, dass er von der CIA war und ihr Angst einjagen wollte, damit sie Rapp sagte, was er hören wollte. Vielleicht war das der Grund, warum Rapp den Mann vor ihr gesehen hatte – weil er wusste, dass er da sein würde. Nun, es war wie immer schwer zu sagen, ob es nur ihre Paranoia war, die sie sogar an Rapp zweifeln ließ, oder ob ihre Skepsis gerechtfertigt war.

Als sie im dritten Stock ankam, beendete sie die Verbindung mit Rapp und fasste einen Entschluss. Wenn in der Wohnung jemand auf sie wartete, würde sie nicht zögern zu feuern. Sie stand einige Augenblicke in der Dunkelheit des Treppenhauses und suchte geduldig nach irgendeinem Zeichen, dass jemand auf sie wartete. Sie steckte das Handy ein und überlegte kurz, ob sie die Stiefel ausziehen sollte, damit sie völlig geräuschlos zur Wohnungstür gehen konnte. Dann wurde ihr klar, dass das sinnlos gewesen wäre; wenn tatsächlich jemand in der Wohnung war, hätte ihn der Mann unten auf der Straße ohnehin längst benachrichtigt.



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