Die letzten warmen Tage: Roman (German Edition) by Junge Ricarda

Autor:Junge, Ricarda [Junge, Ricarda]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104030951
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2014-08-20T22:00:00+00:00

Vierundzwanzig

»Setzen«, blaffte Rüde. »Wir zwei plaudern jetzt erst mal ein bisschen.« Er grinste blöd. Ich zeigte ihm einen Vogel. Er packte mich am Handgelenk, ich wollte mich losreißen, er versetzte mir einen Stoß gegen den Brustkorb, ich stürzte hin. Mit einem Satz war er über mir.

Ich wand mich. »Lass los!«

Er drückte mich zu Boden. Ich strampelte mit Armen und Beinen. Er packte meine Handgelenke. Sein Gewicht schien alle Luft aus meinem Brustkorb zu pressen. Ich keuchte. Er beugte sich so dicht an mein Gesicht, dass ich seine wulstigen feuchten Lippen an meinem Ohr spürte: »Ich trau dir nicht.«

Ich bäumte mich auf, versuchte, nach ihm zu treten. Da begann er plötzlich zu lachen und ließ mich los. Er sprang auf die Füße und hielt mir die Hand hin. Ich schlug sie weg, rappelte mich hoch.

Er grinste. »Du wehrst dich. Das ist stark.«

»Du hast sie ja nicht mehr alle.«

»Ich mag keine Schwächlinge. Was is’n mit denen?«

Maximilian und Falk kamen über die Wiese gelaufen. Keuchend und schwitzend. Maximilian hielt sich die Seite. »Lasst uns abhauen, am Eingang hat’s Ärger gegeben.«

Sofort begannen alle ihre Sachen zusammenzuraffen. Die Musik wurde ausgestellt. Falks Unterlippe war aufgeplatzt, er wischte sich mit dem Handrücken darüber und griff nach seinem Handtuch. Maximilian drehte sich zu mir. Sein Gesicht war schweißnass. »Du kommst doch mit?«

»Dein Freund hat mich angegriffen!«

»Wer?« Doch dann rief er: »Rüde, du Drecksack!«

Rüde warf sich sein Handtuch über die Schulter und lachte. »Was denn? Deine Kleine hat tapfer gekämpft, die ist echt okay.«

»Du findest auch immer ’nen Grund, ’ne Frau anzugrabschen.« Er sah zu mir. »Bist du in Ordnung?«

»Ich hab’s überlebt.«

»Der meint’s nicht böse, hat sich nur nicht unter Kontrolle. Komm, lass uns verschwinden!«

»Was’n los?« Ich hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten.

Die anderen Jungen folgten, streiften sich im Laufen T-Shirts und Hemden über.

»Was habt ihr gemacht?«, fragte ich.

»Gar nichts, aber die Badescheißer haben die Bullen gerufen.«

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