Die Konkubine des Moerders by Szrama Bettina

Die Konkubine des Moerders by Szrama Bettina

Autor:Szrama, Bettina [Szrama, Bettina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


V

Indes war Marie in der Wirtschaft Medefeld zurückgeblieben, allein gelassen vom Geliebten und vom Vater. Sie kam sich ausgenutzt, beschmutzt und verraten vor und versuchte sich im Hühnerstall von ihrem Kummer abzulenken. Anne hatte ihr aufgetragen, für die Suppe ein Huhn zu köpfen. Sie hoffte, dass diese Arbeit sie von ihren Sorgen ablenken würde. Denn weder die extra für sie zubereitete Hafersuppe noch die warme Milch hatten sie auf andere Gedanken gebracht. Selbst der bunte Kranz aus gewundenen Herbstblumen, ein Geschenk von Medefelds beiden Töchtern, ließ Marie an diesem Tag unbeachtet. Stattdessen rannte sie genervt in den Pferdestall, trat die Blumen wütend in den Pferdemist und heulte wie ein Schlosshund in die Mähne ihres Pferdes. Später, als sie sich etwas beruhigt hatte, versuchte sie sich auf dem Hof nützlich zu machen. Doch auch dort wollte ihr nichts so recht von der Hand gehen, beim Heu holen fiel sie von der Leiter, beim Kälbertränken verschüttete sie die Milch und letztendlich rutschte sie im Schweinstall von einer Rampe und landete kopfüber im Mist. Medefeld war es irgendwann leid, er packte das zappelnde und stinkende Bündel am Kragen, steckte es mit gerümpfter Nase in eine Holzkarre und kippte diese mitsamt ihrem Inhalt in den Tintengraben. Dort tauchte er sie ein paar Mal unter, bis die Jauche von ihr abgewaschen war und ihr Kopf wieder klar wurde. Als Marie daraufhin gurgelnd ans Ufer kroch und ihn dabei mit allerlei derben Flüchen zum Teufel wünschte, warf er ihr ein Wams samt Hosen und Stiefel vor die Füße und sagte: »Was bist du? Ein Flennsack oder ein Weibsbild? Zieh dass hier an und dann folge mir. Wir haben zu reden!«

Er betrachtete sie dabei, wie sie die Wassertropfen aus dem Haar schüttelte und das Hemd über den von Gott geschaffenen Körper streifte. Als sie ihn bemerkte, sprang sie rasch hinter einen Ginsterbusch und drohte ihm wütend mit der Geste des Halsabschneidens. Zur Antwort lachte er nur und dachte: Was für ein herrliches Weib, schön wie eine Elfe, aber mit dem Verstand einer Ziege. Dann wurden seine Züge ernst. Schon lange war es ihm ein Dorn im Auge, dass sein Wirtshaus als Treffpunkt für allerlei Gesindel galt. Dabei war er längst im Bilde, was unter dem Deckmantel des Pferdehandels wirklich geschah, auch wenn er den Kerlen nur als Informant diente und man sich in seinem Wirtshaus eher unauffällig gab. Schließlich lebte er von den Durchreisenden, ob Edelmänner, Händler oder Bauern. Deshalb zerbrach er sich nächtelang den Kopf darüber, wie man sich der Halunken wieder entledigen konnte, ohne dabei Gefahr zu laufen, ihre Rache auf sich zu ziehen.

Der Jaspar ist der Gefährlichste unter ihnen, aber schlau wie ein Fuchs, so einen könnte nur ein Weib zu Fall bringen. Weiber haben bereits ganze Schlachten entschieden und Marie ist ein Weib. Der Hurensohn hat sich in sie verliebt, das könnte mir von Nutzen sein, dachte er und wendete sich zum Gehen.

Der Rückweg war holprig, Brennnesselbüsche wickelten sich um das Karrenrad. Er musste mehrmals anhalten, um es zu säubern. Einmal fragte er,



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