Die Knickerbocker Bande - 59 - Der Turm des Hexers by Thomas Brezina

Die Knickerbocker Bande - 59 - Der Turm des Hexers by Thomas Brezina

Autor:Thomas Brezina [Brezina, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-16T05:00:00+00:00


DER TRICK DES HEXERS

Dicht gedrängt standen die Teilnehmer der Führung im ersten Raum des Turmes. Es roch nach feuchtem Mauerwerk und morschem Holz. Die Wände bestanden aus grob behauenen Steinen, die mit Mörtel verbunden waren. An mehreren Stellen ragten Holzbalken aus dem Mauerwerk. Rostige Eisenklammern hielten die Wände da und dort zusammen.

Die Decke des Raumes war so niedrig, dass Dominik sie fast berühren konnte, wenn er den Arm ausstreckte. Ein besonders großer Mann musste sich sogar bücken, weil er nicht aufrecht stehen konnte.

An der Wand standen mehrere bizarre Möbelstücke aus Holz. Um die Besucher davon abzuhalten, sich auf einen der wackligen Stühle zu setzen oder Becher von einem sichelförmigen Tisch zu nehmen, war eine Kordel als Absperrung gespannt.

„Der untere Teil des Turmes diente dem Hexer als Wohn- und Schlafraum“, erklärte Bonino. Er stieg über die Kordel und trat zu einem viel zu kurzen Bett. „Hier hat er geschlafen, im Sitzen, wie es damals üblich war.“

Ein Stück weiter trat der Turmbesitzer an einen Schrank mit einer Vielzahl an Schubladen und Türchen.

„Dieses Möbelstück wirkt, als könne man darin nur viele kleine Dinge aufbewahren. Das aber ist ein Irrtum.“ Er griff hinein und klappte die gesamte Vorderwand zur Seite. Die Schubladen und Türchen waren nur Attrappe. Dahinter befand sich ein Hohlraum, der groß genug für einen schmalen Stuhl und ein Stehpult war, auf dem ein aufgeschlagenes altes Buch lag.

Ein staunendes „Oh“ ging durch die Reihen der Besucher.

Über eine sehr steile und sehr schmale Treppe gelangten sie in den ersten Stock. Hier standen Bücherregale, die bis zur Decke reichten und mit alten Druckwerken voll gestopft waren. Zerschlissene Ledersessel mit hohen Lehnen und ausladenden Armstützen luden zum Hinsetzen und Schmökern ein.

„Mein Vorfahre hat mehrere Bücher geschrieben, mit der Hand natürlich. In ihnen hat er seine Erkenntnisse und zahlreiche Formeln und Anleitungen festgehalten. Die Bücher befinden sich irgendwo in diesem Land in einer Bibliothek. Eingetragen unter einem falschen Titel und einem falschen Verfasser, damit die Geheimnisse, die sie enthalten, niemals bekannt werden.“

Emanuel Bonino war in einen salbungsvollen Singsang verfallen, den Dominik nervig fand. Der Mann hörte sich jetzt an wie ein schlechter Schauspieler, und da er schamlos übertrieb, glaubten ihm die Teilnehmer an der Führung auch nicht. Die meisten machten sehr zweifelnde Gesichter.

Noch zwei Stockwerke erwarteten die Besucher. Im nächsten befanden sich Regale und Tische mit bauchigen Glaskolben, steinernen Schalen, Stößeln in allen Größen, Löffeln und Messern aus edlen Metallen und Zangen mit langen Beinen. Der Raum war das Labor des Hexers gewesen. Hier sollte ihm angeblich die Erzeugung von Gold gelungen sein.

Im letzten Stockwerk, unter dem flachen Dach befanden sich ein liegender Spiegel aus poliertem Silber und an den Wänden weitere kleine, nach außen gebogene Silberscheiben, in denen man sich völlig verzerrt wie in einem Spiegelkabinett auf dem Jahrmarkt sah.

Bonino öffnete eine schmale Luke im Dach, worauf Licht von draußen auf die Silberscheibe fiel und von ihr weiter zu den Scheiben an der Wand verteilt wurde. Auf einmal war der Raum erfüllt von einem Netz aus hellen Strahlen, die - wenn sie nicht unterbrochen wurden - helle Punkte auf den Boden und in den Dachstuhl malten.



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