Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht by Thomas Brezina

Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht by Thomas Brezina

Autor:Thomas Brezina [Brezina, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: kinder


Im Hafen

Der Hafen von Amsterdam war riesig und laut. Schiffssirenen dröhnten, und ein schwerer Geruch von Meerwasser, Öl und Ruß lag in der Luft.

Hafenarbeiter dirigierten die mächtigen Kräne, mit deren Hilfe die tiefen Bäuche der Schiffe gefüllt oder geleert wurden. Lastwagen, auf denen sich gerade geliefertes Obst, Fisch und tiefgekühltes Fleisch befand, kurvten über die Piers.

In einem Teil des Hafens lagen die hohen Passagierschiffe vor Anker, jedes größer als ein fünfstöckiges Haus. Wie stolze Schwäne sahen sie neben den einfacheren Frachtschiffen aus.

Die Knickerbocker-Bande hatte schnell herausgefunden, wo die Flying Dutchman zu finden war. Es handelte sich um einen Luxusdampfer am äußersten Ende des Kais.

„Wenn es golden glänzt, seid ihr richtig!“, hatte ihnen ein alter Fischer erklärt, der Touristen durch den Hafen führte.

Er hatte nicht übertrieben. Dem Fliegenden Holländer war der Luxus anzusehen. Reling, Bullaugen, Klinken, Knäufe und zahlreiche Schiffsglocken funkelten im Sonnenlicht.

„Ist was, Lilo?“, fragte Poppi ein wenig besorgt.

Das Superhirn hatte den ganzen Weg zum Hafen kaum ein Wort gesprochen.

„Ich muss ständig an die drei Männer denken, die uns gestern über den Mann ohne Gesicht ausgefragt haben. Sie haben uns belogen. Mir ist gerade durch den Kopf gegangen, dass alle deutsch gesprochen haben.“

Axel fand das nicht besonders bemerkenswert. „Die meisten Holländer sprechen Deutsch. Es klingt nur ein wenig eigenartig, aber viele Leute mögen den Akzent!“

„Das ist es ja!“, sagte Lilo. „Nur einer der drei hatte einen holländischen Akzent. Die beiden anderen haben mich an unsere Abenteuer in Moskau{*} erinnert.“

„Du meinst, es waren Russen?“, fragte Axel.

Lieselotte nickte.

Es blieb ihnen keine Zeit, länger darüber nachzudenken, denn ein Mann in blauer Uniform trat auf sie zu. „Zutritt nur für Passagiere!“, brummte er.

„Äh ... wir ... also ...“, stotterte Lilo. Sie hatte vergessen, sich einen guten Grund auszudenken, warum sie unbedingt an Bord mussten.

Dominik sprang ein. Er bewies wieder einmal sein Schauspieltalent: „Guten Tag, Herr Kapitän“, begrüßte er den Mann.

Natürlich war ihm klar, dass sie es keinesfalls mit dem Kapitän zu tun hatten. Aber als der Mann geschmeichelt lächelte, wusste Dominik, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Der Typ war eitel, und das musste er nutzen. „Wir suchen meinen Onkel. Er ist der Bruder meines Vaters und arbeitet hier auf dem Schiff. Ich habe ihn noch nie gesehen. Vati redet kaum von ihm: Er findet, es sei eine Schande, dass ein Mitglied unserer Familie zur See fährt.“

Der Mann in Uniform hatte Mühe, Dominiks etwas komplizierten Ausführungen zu folgen.

„Aber ich will meinen Onkel endlich kennen lernen. Meine Schwester und ich bewundern seinen Mut, sich gegen die Familie aufgelehnt zu haben, und wir wollen unbedingt mit ihm in Verbindung treten!“

„Gleich muss ich weinen“, dachte Lilo und unterdrückte ein Grinsen.

„Onkel Juliaan ist unser Vorbild. Wir sind nur über das Wochenende hier in Amsterdam und haben durch Zufall herausgefunden, dass er sich an Bord dieses Schiffes befindet. Bitte, lassen Sie uns zu ihm. Bitte!“, Dominik schenkte dem Uniformierten seinen treuherzigsten Dackelblick.

„Wie heißt euer Onkel?“, wollte der Mann wissen.

„Juliaan van der Ende“, sagte Dominik.

Der Uniformierte hatte eine Mappe mit mehreren Listen in der Hand. Er blätterte sie durch, und sein Zeigefinger glitt über lange Spalten von Namen.



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