Die Jasminschwestern by Corina Bomann

Die Jasminschwestern by Corina Bomann

Autor:Corina Bomann [Bomann, Corina]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783843707206
Google: J3pnAwAAQBAJ
Goodreads: 22050873
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2014-05-08T22:00:00+00:00


12

»Es tut mir leid, aber ich muss Sie jetzt leider bitten, wieder mit nach unten zu kommen.«

Der junge Mann stand an der Tür und warf den beiden Frauen, die noch immer in der Saalmitte saßen, einen strengen Blick zu.

»Vielen Dank, dass Sie uns das hier ermöglicht haben«, sagte Hanna, während sich Melanie daranmachte, die Stühle wieder zurückzustellen. »Es bedeutet mir wirklich viel, wissen Sie? Das alte Fräulein Claire hatte mich damals angestellt, man kann fast ihren Geist in diesem Saal spüren.«

»Sie kannten die alte Inhaberin?«, fragte der Junge verwundert. Die Strenge verschwand aus seinem Gesicht. »Ich habe ein Bild von ihr gesehen, im Büro des Chefs.«

»Ich habe ihr als junges Mädchen verängstigt gegenübergestanden.« Hanna blickte lächelnd zu Melanie, dann sah sie wieder den Jungen an. »Wissen Sie eigentlich, dass Sie mit Ihrem Aussehen einen guten Eintänzer abgegeben hätten?«

»Sie meinen einen Gigolo?« Der Junge wirkte ein bisschen entsetzt.

»Nicht so einen wie in dem Film mit David Bowie natürlich«, setzte Melanie schnell hinzu.

»Die Frauen hätten Sie geliebt!«, sagte Hanna lachend. »Aber hören Sie nicht auf das Gefasel einer alten Frau. Sorgen Sie nur dafür, dass ich nicht die Treppe hinunterfalle, ja?«

Als sie unten angekommen waren, schleppte ein bärtiger Mann gerade eine große Trommel durch die Flügeltür des Restaurants. Im Inneren waren seine Kollegen bereits damit beschäftigt, die Instrumente aufzubauen. Der Kellner, der ihnen vorher entgegengekommen war, huschte geschäftig zwischen den Tischen umher, an denen es sich ein paar Gäste bequem gemacht hatten, die gespannt die Vorbereitungen für den »Schwof« beobachteten.

»Wir könnten hier einen Happen essen«, schlug Melanie vor, denn sie wollte das Haus, in dem ihre Urgroßmutter ihre ersten Schritte in ein neues Leben gemacht hatte, noch ein Weilchen auf sich wirken lassen.

»Eine gute Idee! Und danach zeige ich dir, durch welche Straßen ich in den folgenden Jahren flaniert bin.«

Sie setzten sich in das Restaurant, das um diese Uhrzeit noch ziemlich leer war, und bestellten etwas von der rustikalen Speisekarte.

Zwischendurch erhielt Melanie eine SMS von Charlotte, in der diese fragte, ob sie sich schon entschieden habe. Dornberg hatte wahrscheinlich so ungeduldig auf ihre Bitte reagiert, wie sie erwartet hatten.

Dennoch entschied sich Melanie, nicht gleich zu antworten. Durch ihren Kopf geisterte immer noch die junge Hanna, die gerade eine Stelle als Garderobiere erhalten hatte.

»Warum hast du uns eigentlich nie etwas über das Ballhaus erzählt?«, fragte sie, nachdem sie den Kartoffelsalat gekostet hatte, den ihnen der Kellner in Windeseile gebracht hatte. Tatsächlich hatte die Speisekarte nicht zu viel versprochen, der Salat war hausgemacht.

»Wenn ich behaupten würde, dass ich es vergessen habe, würdest du mir sicher nicht glauben, oder?«, entgegnete Hanna kauend.

Melanie schüttelte den Kopf. »Nein, wahrscheinlich nicht, denn dein Gedächtnis ist immer noch super.«

»Nun, dann kann es nur daran liegen, dass ich ein Mensch bin, der gern nach vorn schaut. Ich finde es schrecklich, wenn alte Leute ihre Angehörigen mit Geschichten von früher nerven.«

»Aber du nervst ja nicht. Und ich bin sicher, dass Großmutter und Mama deine Geschichte mögen würden. Oder hast du sie ihnen schon erzählt?«

»Nur in Grundzügen. Und ohne das Ballhaus. Ich hatte immer so viel zu tun, dass ich gar nicht groß zum Erzählen gekommen bin.



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