Die Insel des Magiers by Tad Williams

Die Insel des Magiers by Tad Williams

Autor:Tad Williams
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Fantasy
veröffentlicht: 2011-02-13T23:00:00+00:00


Enthüllungen

Kurz nachdem ich dir Schwimmen beigebracht hatte, machte Prospero mir ein Geschenk. Wie bei den Worten, die er mich lehrte, war es etwas, das sowohl gab als auch nahm.

Er hatte mir Kniehosen gemacht.

Ich war begeistert. Mir waren die Unterschiede zwischen euch höheren Wesen und mir durchaus aufgefallen, und obwohl ich meinen Wünschen noch nicht Ausdruck verleihen konnte, sehnte ich mich danach, diese Lücke zu schließen. Kleidung war eine der Sachen, die ich begehrte – oder wenigstens faszinierte mich die Vorstellung: Wenn ich mir gelegentlich einmal Prosperos herumliegenden Umhang oder sein Hemd schüchtern übergeworfen hatte, hatte mir das in Wirklichkeit ein kratziges und eingeengtes Gefühl gegeben. Und wenn dein Vater mich dabei ertappte, wie ich mit Hilfe von Kleidung einen richtigen Menschen spielte, lachte er und nahm mir die gestohlenen Sachen wieder ab.

Jetzt aber hatte er seine Meinung geändert. Ich glühte vor Stolz, so sehr fühlte ich mich geehrt. Ich war emporgehoben worden! Ich zog meine neuen Kniehosen an, nicht ohne beim ersten Versuch vorn und hinten zu verwechseln, und führte dann einen triumphierenden Freudentanz auf. Du kichertest und klatschtest in die Hände bei meinem Anblick, und so hüpfte ich noch ausgelassener. Selbst Prospero lachte angesichts meiner Luftsprünge übers ganze Gesicht.

Und ich habe noch etwas für dich, sagte er.

Er langte in seinen Mantel, holte ein Beil hervor und reichte es mir mit dem Griff zuerst.

Das Blatt hatte im Kiel des Bootes gelegen, als du und dein Vater übers Meer getrieben wart. Damals war es alt, schartig und verrostet gewesen, doch jetzt funkelte es wie neu. Er hatte es sauber geschabt und an einem Stein geschliffen, dann einen Eisenholzstiel eingepaßt und ihn mit Schnur festgebunden.

Was? fragte ich. Für… was?

Damit kannst du Holz fürs Feuer hacken oder ein erlegtes Wild abhäuten und ausnehmen oder dich meinetwegen sogar gegen Ungeheuer verteidigen, kleiner Wilder. Und sein Lächeln war wieder da, dünn und hell wie eine feine Mondsichel.

Ich blickte auf meine neuen Kniehosen, dann betrachtete ich das wunderschöne, schwere Ding in meiner Hand. Ich war überwältigt. Tränen schossen mir in die Augen, und ich sah, wo dein Vater saß, nur einen verschwommenen schwarzgrauen Umriß.

Danke, murmelte ich. Prospero, danke.

Er winkte ab, als wäre es ihm peinlich. Gib nur gut acht, wie du es gebrauchst, sonst nehme ich es dir wieder weg.

Höchstens zwei Wochen später unternahm Prospero mit mir einen Gang in den Wald. Du kamst auch mit, doch es war meine Gesellschaft, mein Rat, was er begehrte. Das hatte er mir gesagt. Die Bäume schienen mir Platz zu machen, während ich vorausging.

Wir müssen ein neues Haus bauen, sagte dein Vater. Fernab vom Strand. Ein Haus, wo Miranda vor Gewitterstürmen und Tieren in Sicherheit ist.

Ich runzelte verwundert die Stirn. Die einzigen größeren Tiere auf der Insel, die einem etwas tun konnten, kamen nie aus dem tiefen Wald heraus. Doch wie dem auch sein mochte, dieser Mann stand so hoch über mir, wie ich über den frischgeschlüpften Schildkröten stand, die über den Sand taperten. Ich hätte damals nie gewagt, deinem Vater zu widersprechen.

Du kennst die Insel besser als ich, sagte er.



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