Die Hexe und der General by Fran Henz

Die Hexe und der General by Fran Henz

Autor:Fran Henz [Henz, Fran]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-01-25T23:00:00+00:00


»Das nagt an dir.« Er lachte. »Soll ich mich entschuldigen?«

»Nur wenn du den Drang nicht anders in den Griff bekommst. Sonst atme ruhig durch und warte, bis der Anfall vorüber ist«, erwiderte sie trocken.

»Ohne dich wäre ich niemals hierhergekommen. Ich sollte mich bedanken.«

»Du hast eindeutig zu viel Traumtee getrunken.«

»Im Ernst. Ich danke dir, Hexe.«

Er sah sie an. Tina spürte, wie ihr Mund trocken wurde und ihr Herz zu rasen anfing. Dieses traute Zusammensein brachte unerwünschte Erinnerungen an ebenso unerwünschte Gefühle zurück. Erregende Gefühle.

Sie riss ihren Blick von seinem Gesicht los und betrachtete stattdessen seine Finger, die noch immer mit der Feder spielten. Und das war keine gute Idee, da ihr Körper sofort darauf reagierte.

»Bao will mir das Schreiben beibringen«, sagte sie schnell, um sich abzulenken. Bao war der Kalligraph von Tienkan. Nicht alle beherrschten die Kunst des Lesens und Schreibens, deshalb erledigte er die Schreibarbeiten. Als Tina ihm einmal bewundernd zugesehen hatte, bot er ihr an, sie in der Fertigkeit zu unterweisen.

»Tatsächlich? Viel Glück. Euch beiden.« Tang legte die kleine gewölbte Feder auf die flache Hand. Der Flaum an ihrem Ende bewegte sich leicht. »Ein unscheinbares Etwas. Und doch bringt sie einen riesigen Vogel dazu, sich in die Lüfte zu erheben. Zart, aber nicht zu brechen. Höchstens zu biegen. Eines der perfektesten Dinge, die ich kenne.« Er beugte sich nach vorn und blies auf die Feder.

Sie sahen zu, wie die Feder davonschwebte und schließlich auf der spiegelglatten Wasseroberfläche des Teiches landete. Einem winzigen Schiffchen gleich, trieb sie fort.

Tangs Blick kehrte zu Tina zurück. Die Schwingungen zwischen ihnen ließen die Luft vibrieren. Mit der letzten Kraft, die sie in ihre wachsweichen Beine pumpen konnte, sprang sie auf.

»Es ist spät. Ich gehe ins Bett. Bis morgen.« Es sah aus wie Flucht, und das war es auch. Und sie wusste, dass er es wusste.



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