Die Herren von Winterfell - Das Lied von Eis und Feuer 1 by George R. R. Martin

Die Herren von Winterfell - Das Lied von Eis und Feuer 1 by George R. R. Martin

Autor:George R. R. Martin
Die sprache: deu
Format: epub


DAENERYS

Das Dothrakische Meer«, sagte Ser Jorah Mormont, als er neben ihr auf dem Kamm zum Stehen kam.

Unter ihnen erstreckte sich die endlose Leere, eine flache, unermeßliche Weite, die bis zum Horizont und noch darüber hinaus reichte. Es war ein Meer, dachte Dany. Von hier an gab es keine Hügel, keine Berge, weder Bäume noch Städte oder Flüsse, nur die endlose, gräserne Steppe, und die hohen Halme wogten wie Wellen, wenn der Wind wehte. »Es ist so grün«, sagte sie.

»Hier und jetzt«, gab Ser Jorah ihr recht. »Ihr solltet es sehen, wenn alles blüht, die dunkelroten Blumen von einem Horizont zum anderen, wie ein Meer von Blut. Kommt die trockene Jahreszeit, nimmt die Welt die Farbe alter Bronze an. Und das hier ist nur hranna, Kind. Da draußen gibt es hundert Sorten von Gräsern, gelb wie Zitronen und dunkel wie Indigo, blaue Gräser und orangefarbene Gräser und Gräser wie Regenbogen. Es heißt, unten in den Schattenländern jenseits von Asshai gäbe es ganze Ozeane von Geistergräsern, höher als ein Mensch zu Pferd, mit Stengeln fahl wie Milchglas. Es tötet alle anderen Gräser, und bei Dunkelheit leuchten aus ihm die Geister der Verdammten. Die Dothraki behaupten, daß dieses Geistergras eines Tages die ganze Welt überziehen wird und dann alles Leben endet.«

Dieser Gedanke schickte Daenerys einen Schauer über den Rücken. »Darüber möchte ich jetzt nicht sprechen«, sagte sie. »Hier ist es so schön, ich möchte nicht daran denken, daß alles stirbt.«

»Wie Ihr wünscht, Khaleesi«, sagte Ser Jorah voller Respekt. Sie hörte Stimmen und wandte sich um. Sie und Mormont hatten den Rest ihrer Gesellschaft weit hinter sich gelassen, und nun erklommen die anderen den Kamm. Ihre Dienerin Irri und die jungen Bogenschützen ihres khas waren wendig wie Kentauren, doch hatte Viserys nach wie vor mit den kurzen Steigbügeln und dem flachen Sattel zu kämpfen. Ihrem Bruder ging es hier draußen schlecht. Er hätte nicht mitkommen sollen. Magister Illyrio hatte ihn bedrängt, in Pentos zu warten, hatte ihm die Gastfreundschaft seiner Villa angeboten, doch Viserys wollte davon nichts hören. Er wollte bei Drogo bleiben, bis die Schuld beglichen war, bis er die Krone trug, die man ihm versprochen hatte. »Und wenn er mich betrügen will, wird er zu seinem Leidwesen erfahren, was es heißt, den Drachen zu wecken«, hatte Viserys geschworen, mit einer Hand auf dem geborgten Schwert. Illyrio hatte nur gezwinkert und ihm viel Glück dabei gewünscht.

Dany wollte im Augenblick keine Klagen ihres Bruders hören. Der Tag war zu perfekt. Der Himmel war von dunklem Blau, und hoch über ihnen kreiste ein Jagdfalke. Das gräserne Meer schwankte und seufzte mit jedem Windhauch, die Luft war warm auf ihrem Gesicht, und Dany fühlte so etwas wie Frieden in sich. Den wollte sie sich von Viserys nicht verderben lassen.

»Wartet hier«, erklärte Dany Ser Jorah. »Sagt den anderen, sie sollen hierbleiben. Sagt ihnen, ich befehle es.«

Der Ritter lächelte. Ser Jorah war kein hübscher Mann. Er hatte einen Hals und Schultern wie ein Bulle, und grobes, schwarzes Haar bedeckte seine Arme und die Brust so dick, daß nichts für seinen Kopf geblieben war.



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