Die Hebamme by Cantz Kerstin

Die Hebamme by Cantz Kerstin

Autor:Cantz Kerstin
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2010-04-03T22:00:00+00:00


Pauli duckte sich hinter dem Hühnerstall, ein schiefes Ding, für das Gesa Langwasser ihn gelobt und Lotte Seiler ihn ausgelacht hatte. Die Münzen juckten in seiner verschwitzten Hand, und noch immer schlug ihm das Herz bis zum Hals. Er hatte den richtigen Moment genutzt, um schnell wie der Blitz einige Holzscheite beiseite zu räumen und nach dem unverknoteten Tuch zu tasten. Er war versucht gewesen, alles zu nehmen, doch die Angst hatte ihn widerstehen lassen. Das Holz, so hoffte er, lag wieder genauso unter dem Herdfeuer, als hätte es nie einer angefasst.

Während Pauli über den Hof hinweg die Küchentür beobachtete, kamen ihm Zweifel, ob das Opfer, zu dem er entschlossen war, sich auch tatsächlich lohnte. Zunächst war er nur schadenfroh gewesen, wie Lotte Seiler. Pauli genoss es, in der Nähe zu sein, wenn sie der Textor Saures gab.

»Haben Sie Durst, Frau Textor?«, hatte sie heute Morgen erst wieder gefragt. »Wir könnten Brennnesselsud für Sie aufsetzen, der soll ganz vorzüglich gegen Rheuma helfen. Oder warme Wickel mit Senfkörnern, vielleicht können Sie es damit einmal versuchen. Haben wir Senfkörner in der Kammer, Gesa?«

Gesa Langwasser hatte die Augen verdreht, sie mochte es nicht, wenn Lotte die Textor zur Weißglut brachte. Vielleicht wusste sie auch, wie gefährlich sie war. Besonders, seit die Alte wieder ihre Kammer verließ.

Pauli hätte seine Hand ins Feuer gelegt dafür, dass Gesa es nur gut meinte, als sie auf die Schnur über dem Herd zeigte und sagte: »Aber wir haben angefangen, Dörrobst zu machen. Birnen, die mögen Sie doch?«

Er hatte das fette Gesicht der Textor vor Hass zittern sehen. Ihm war klar geworden, dass er sich nicht mehr viel Zeit lassen durfte.

Auch der Doktor hatte es gut gemeint, vor ein paar Wochen, als er ihm freigegeben und ihn zu seinen Leuten geschickt hatte. Es gab keine Gelegenheit mehr, das Geld aus dem Versteck zu holen. Keinen Fußbreit hatte sich die Textor an dem Tag aus der Küche bewegt. Erst hatte ihn das verrückt gemacht. Doch zu Hause musste er feststellen, dass alles beim Alten war. Und sein Plan, das Geld unterwegs zu vergraben, wer wusste schon, ob das gut gegangen wäre? Es gab nicht viel, woran Pauli glaubte.

Er sorgte also dafür, dass immer genug Brennholz in der gemauerten Öffnung unter dem Herdfeuer aufgeschichtet war. Wenn er daran dachte, sein Gespartes hervorzuholen, lähmte ihn gleichzeitig die Angst. Die Textor brauchte ihn nur zu erwischen, sie würde Stein und Bein schwören, dass er ihr das Geld gestohlen hatte, und seine Tage in diesem Haus wären gezählt. Leute, die soffen, die waren im Lügen zu gut. Dann ging es bei denen im Kopf ganz plötzlich so schnell wie sonst nie. Ob die Doktoren überhaupt wussten, dass er Geld von den Studenten bekam? Durfte er es behalten? Es war ihm nie eingefallen, danach zu fragen.

Einige Male, wenn Gesa Langwasser allein in der Küche war, hatte er in Erwägung gezogen, sie um Hilfe zu bitten. Er war kurz davor neulich, als er mit ihr vor dem Hühnerverschlag stand. Lotte hatte sich wieder verzogen, und Gesa sagte: »Lass dich nicht von ihr ärgern.



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