Die Hand auf dem Glockenturm by Jessie Crockett

Die Hand auf dem Glockenturm by Jessie Crockett

Autor:Jessie Crockett [Crockett, Jessie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-09T05:00:00+00:00


Kapitel 17

»Sie haben mir Dinge verschwiegen.«

Ich konnte Hugh nur bewundern, der gekonnt rückwärts auf der langen, gewundenen Auffahrt zurücksetzte, obwohl es doch dunkel war und sich von beiden Seiten her Bäume an den Fahrweg drängten. Er hatte recht, ich hatte ihm das eine oder andere verschwiegen, aber nicht ohne Grund. Die Antwort auf seine Frage wollte ich mir erst einmal durch den Kopf gehen lassen. Als Postangestellte hatte ich die Gesetze zu befolgen, es konnte nicht sein, dass ich alles offenlegte, was ich durch die Post hatte gehen sehen. Andererseits war die Lage in der Stadt mit Ethels Tod eskaliert.

»Ich bin keine Klatschbase«, sagte ich leise, wobei ich an dem Smaragdring an meiner Rechten herumfummelte, den Peter mir geschenkt hatte, als ich mit Owen schwanger war und mir mein Ehering nicht mehr passte. Den Ehering trug ich nun schon lange nicht mehr, den Smaragd schon. Grün ist meine Lieblingsfarbe.

»Das habe ich auch nie behauptet«, entgegnete Hugh. »Im Gegenteil: Wenn es um Ihre Freunde und Nachbarn geht, leiden Sie an einem eindeutigen Fall von Maulsperre.« Hugh nahm die rechte Hand vom Lenkrad und klopfte mir aufmunternd aufs Knie. »Aber ich bin an diese Ermittlungen herangegangen, als wären wir zwei Partner. Und Sie?«

»Ich? Ich wollte diskret vorgehen. Sie sehen doch, wie viel Kummer und Elend Ethels loses Mundwerk verursacht hat. Außerdem befinde ich mich in einem Interessenkonflikt.« In meinem Knie kribbelte es; dort, wo Hugh es berührt hatte. Vielleicht war es an der Zeit, den Smaragd abzulegen.

»Ist dieser Konflikt beruflicher oder persönlicher Natur?« Hugh war an der Straße angekommen und fädelte sich vorsichtig in den spärlichen Verkehr ein.

»Ich nehme mein berufliches Leben sehr persönlich, könnte noch nicht einmal sagen, ob ich noch zwischen beidem unterscheiden kann.«

»Alles, was Sie mir erzählen, bleibt unter uns. Es sei denn, es hätte direkt etwas mit dem Fall zu tun. Und wenn das so ist, dann werde ich so taktvoll wie möglich vorgehen.«

»Okay: Beulah war nicht mehr die Jüngste und wurde zusehends schwächer, was sie nach der Hüftoperation auch nicht mehr ignorieren konnte. Bill hatte schon seit Jahren bei ihr Schnee geräumt und die im Haus anfallenden Reparaturen erledigt. Und Pauline hatte Beulah mit zum Supermarkt genommen, wenn sie ihren eigenen Wocheneinkauf erledigte.«

»Hört sich an wie gute Nachbarschaft.« Hugh hielt Ecke Main und Elms Street, wo der städtische Weihnachtsbaum die Dunkelheit mit seinen glitzernden Lichtern aufhellte. »Wo liegt das Problem?«

»Die Leute fingen an zu reden: Bill und Pauline würden Beulah nur helfen, damit die sie in ihrem Testament bedenkt. Schlimmer noch: Den beiden wurde unterstellt, sich die Kontrolle über Beulahs Geld verschaffen zu wollen. Sie war eine wohlhabende Frau.«

»Und ist an diesen Gerüchten irgendetwas dran?«

»Vor einigen Monaten fiel mir auf, dass auf einem an Beulah adressierten Kontoauszug Bills Name als der des zweiten Bevollmächtigten stand. Ich konnte sie schlecht danach fragen, aber sie muss es selbst irgendwem gegenüber erwähnt haben, denn zu der Zeit fing die Gerüchteküche an, entsprechend zu brodeln.«

»Und wo ist der Zusammenhang zu den Bränden oder den Todesfällen?« Hugh hatte vor meinem Haus angehalten, das völlig im Dunkeln lag.



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