Die Gefallenen by Peter Liney

Autor:Peter Liney [Liney, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainmnet
veröffentlicht: 2015-05-14T16:00:00+00:00

KAPITEL 13

Zunächst zögerte ich mit der Entscheidung, doch letztlich nahm ich Gigi mit zu unserer Zuflucht. Immerhin war sie eine Freundin von Gordie. Zudem hatte sie für den Versuch, uns vor Infinity zu warnen, ein gehöriges Risiko auf sich genommen. Deshalb glaubte ich, ihr vertrauen zu können. Für die anderen war es ein ziemlicher Schock, zumal sie alle tief und fest schliefen, als wir zurückkamen und ich Gigi einlud, bis zum Morgen zu bleiben. Ich sagte ihr, sie könne sich Arturos Schlafsack nehmen.

Sie hätten den Ausdruck absoluter Verblüffung in den Gesichtern der anderen sehen sollen, als sie aufwachten. Gordie zeigte sich ziemlich erfreut, das sah man ihm an, wenngleich er seine Gefühle nie wirklich hervorkehrte. Er setzte nur eine Art Dauergrinsen auf und stupste sie jedes Mal in die Rippen, wenn sie ihm nahe genug dafür kam. Delilah irritierte es sichtlich, jemand anderen in Arturos Schlafsack zu sehen. Aber nachdem sie ein paar Minuten lang dreingeschaut hatte, als wolle sie Einwände dagegen erheben, muss sie wohl zu dem Schluss gelangt sein, dass es an der Zeit für den Versuch sei, weiterzumachen. Die Einzige, die überhaupt nicht zu reagieren schien, war Hanna, und mir ging durch den Kopf, dass die zwei vielleicht nicht miteinander auskamen. Aber dagegen konnte ich nichts tun.Gigi erzählte uns alles, was ihr seit ihrem Eintreffen auf dem Festland widerfahren war, wobei sie vertiefte, was sie mir gegenüber nur angedeutet hatte: Sie hatte sich einer Untergrundgruppe angeschlossen. Zuerst kapierte ich es nicht ganz – ich meine, wie konnte sie der Gruppe so schnell begegnet sein? Aber anscheinend hatte sie sich schon auf der Insel mit einem der Typen von den Müllbooten angefreundet. Er hatte ihr sogar eine Adresse gegeben, die sie aufsuchen konnte, falls ihr je die Flucht gelingen sollte. Sie hatte keine Ahnung, wie viele Personen die Gruppe insgesamt umfasste – das Überwachungssystem von Infinity war so gut, dass sie sich nie trauten, sich alle gleichzeitig am selben Ort und zur selben Zeit zu versammeln. Vielleicht waren es zehn, vielleicht auch hundert. Aber sie ließ erneut durchblicken, dass sie Insider kannten und es Sympathisanten gab, die bei Infinity arbeiteten, was mir, wie ich zugeben muss, ziemlich schwerfiel zu glauben.

»Und sie kümmern sich wirklich gut um Lena?«, fragte Delilah erneut, die so wie wir alle Mühe hatte, das zu verdauen.

»Ja schon … Nur wie ich schon sagte: Niemand weiß, warum.«

Ich versuchte angestrengt, das zu verstehen, aber ich kann Ihnen sagen, damit war ich hoffnungslos überfordert. Was machte Lena so besonders – nicht bloß für mich, sondern für alle?

»Vielleicht hat es etwas mit den Tunneln zu tun«, schlug ich schließlich vor.

»Was meinst du damit?«, fragte Gigi.

»Das Einzige, was mir einfällt, wodurch sich Lena in irgendeiner Weise von anderen Menschen unterscheidet, ist ihre Fähigkeit, sich in der Finsternis zurechtzufinden.«

Alle schwiegen. Ich rechnete mit verächtlichen Äußerungen, doch stattdessen wirkten alle ein wenig nachdenklich.

»Was könnte das denen bringen?«, überlegte Delilah laut.

Ich machte eine Geste, um zu verdeutlichen, dass ich keine Ahnung hatte. Doch Jimmy schien dazu gleich mehrere Einfälle zu haben. »Tja, zum Beispiel …«, setzte er an, aber plötzlich verstummte er und wandte sich ab.

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