Die Farben des Himmels by Edmondson Elizabeth

Die Farben des Himmels by Edmondson Elizabeth

Autor:Edmondson, Elizabeth
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2014-11-02T00:00:00+00:00


Harriet, dachte Max, erkennt nicht, dass Miss Smith sie genauso gezeichnet hat, wie sie ist: ein junges Mädchen im Abendkleid der Mutter. Sie besitzt eine große Gabe, diese Miss Smith, eine viel zu feine Wahrnehmung, die Fähigkeit zu sehen, was die meisten Leute nicht bemerken, ja nicht einmal vermuten würden. Eine Freundin von Oliver Fraddon … eigenartiges Gespann, wahrscheinlich war die Kunst das Bindeglied. Das Kleid sieht umwerfend aus, ist vermutlich geliehen. War Oliver Fraddon am Ende doch ein Mensch, der mittellose Künstler um sich scharte? Max konnte sich das kaum vorstellen, schließlich stand Oliver im Ruf, bei der Beurteilung von Kunstwerken kein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Er bemerkte den Ring an Pollys Finger im selben Moment wie Harriet und war zu seiner eigenen Überraschung eine Sekunde lang enttäuscht.

«Sind Sie mit Mr Fraddon verlobt?», fragte Harriet.

Polly musste lachen. «Aber nein, er ist nur ein guter Freund. Ich bin mit einem Arzt verlobt.»

«Und der hat nichts dagegen, dass Sie mit anderen Männern in Nachtclubs gehen?»

«Ich verrate dir ein Geheimnis: Er weiß es gar nicht. Er ist für ein paar Wochen nach Amerika gefahren.»

«Dann sind Sie also die Maus, die tanzt, solange die Katze aus dem Haus ist.»

Die Bemerkung stimmte Polly nachdenklich. «Weißt du, was, ich glaube, so ist es tatsächlich. Er macht sich absolut nichts aus Nachtclubs. Ich übrigens im Grunde auch nicht, ich war noch nie an einem Ort wie diesem.»

«Und wann werden Sie heiraten?»

Cynthia sollte Harriet beibringen, nicht so direkte Fragen zu stellen, dachte Max. Doch Miss Smith … Polly nahm das alles bemerkenswert gleichmütig hin, das musste man ihr lassen. Trotzdem lag jetzt ein etwas reservierter Ausdruck in ihren Augen, als sie antwortete: «Anfang nächsten Jahres, sobald er aus Amerika zurück ist.» Und der eigentümliche Ausdruck verschwand so rasch wieder, wie er gekommen war.

Der Pianist beendete seinen Auftritt mit ein paar kunstvollen Läufen und erhob sich dann, um sich zu verbeugen. Er wischte sich mit einem großen weißen Taschentuch die Schweißperlen von der Stirn und verließ seinen Platz, um mit dem Clubbesitzer zu reden.

«Ricky scheint mit diesem Club den großen Coup gelandet zu haben», bemerkte Oliver und sah mit wohlgefälligem Blick zu seinem Bekannten hinüber.

Thelma Warden hatte eine diamantbesetzte Puderdose gezückt und tupfte sich die Nase. «Das hält nicht lange», sagte sie. «Solche Etablissements sind doch alle gleich. Erst sind sie groß in Mode, und ein paar Wochen später herrscht gähnende Leere.»

«Er engagiert gute Musiker», sagte Oliver. «Das zieht immer Publikum an.»

Um das Klavier herum nahm nun eine kleine Band Aufstellung: ein Saxophonist, ein Posaunist mit dem Instrument in der einen und dem Schalldämpfer in der anderen Hand und ein Klarinettist, der sogleich Platz nahm und das Mundstück ansetzte. Zu ihnen gesellte sich ein neuer Pianist, ein stattlicher Schwarzer, der sich zunächst die Finger lockerte, bevor er sie über die Tasten fliegen ließ. Schließlich trat noch ein hochgewachsener Mann mit strähnigem Haar hinzu, der einen Kontrabass schleppte. Er hatte eine Zigarette im Mundwinkel, machte es sich auf einem hohen Schemel bequem und sah sich nach einem Aschenbecher um, in dem er die Zigarette ausdrücken konnte.



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