Die erste Kosmonautin: Science Fiction Thriller (German Edition) by Brandon Q. Morris

Die erste Kosmonautin: Science Fiction Thriller (German Edition) by Brandon Q. Morris

Autor:Brandon Q. Morris [Morris, Brandon Q.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: HardSF.de
veröffentlicht: 2024-07-30T00:00:00+00:00


Eine halbe Stunde später hat sich ihr Magen beruhigt, zumindest, so lange sie brav in ihrem Sitz liegt und sich nicht bewegt. Der Geruch nach säuerlich-bitterem Mageninhalt ist durchdringend. Am liebsten würde sie den Helm schließen und die Kapsel evakuieren. Aber dafür hat sie nicht genug Sauerstoff an Bord. Fast wünscht sie sich auf die Raumstation Völkerfreundschaft zurück, die im Vergleich zu Wostok-6 eine Ausgeburt neuester Technik war. Bis hin zu Bummi, dem verräterischen Roboter, der sie erkannt und rausgeworfen hätte.

Als hätte jemand ihre Wünsche erhört, fällt plötzlich der Gurt zu Boden, der eben noch in der Kapsel geschwebt hat. Mandy reibt sich die Augen. Was ist das? Sie wiegt plötzlich wieder etwas. Es ist nicht ihr Normalgewicht, aber sie spürt den Sitz deutlich unter sich und ihre Verdauung erkennt wieder die gewohnten Richtungen. Mandy nimmt einen großen Schluck isotonische Flüssigkeit und spürt, wie das salzige Zeug langsam ihre Speiseröhre hinunterfließt.

Aber seltsam ist es schon. Schwerkraft braucht Beschleunigung. Das heißt, eines der Korrekturtriebwerke muss angesprungen sein. Sie geht die verschiedenen Knöpfe im Cockpit durch. Nicht alle sind beschriftet, aber es gibt umfangreiche Tabellen, die die Funktion erläutern. Das Triebwerk läuft nun schon seit zehn Minuten. Das wäre kein Problem, würde sie es nicht zur Landung benötigen. Die Kapsel muss bremsen, um in die Atmosphäre einzutreten, und dazu wird sie den Sauerstoff brauchen, der jetzt gerade sinnlos durch das Triebwerk läuft.

Aber vielleicht gibt es ja einen Sinn. Womöglich ist ihr Orbit zu niedrig und muss erhöht werden, damit sie nicht in der Atmosphäre verglüht. Hätte man ihr das nicht sagen können? Es hätte sich besser angefühlt. Mandy konsultiert die Positionsanzeige. Sie haben das russische Territorium vor einer Weile hinter sich gelassen. Gerade müsste sich der Stille Ozean unter ihnen ausbreiten. Sie zieht sich zu einem der drei Bullaugen.

Da! Das durchsichtige Loch in der Wandung ist zwar kaum größer als ihre Handfläche, aber der Blick ist großartig. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Ihr Heimatplanet ist so wunderschön! Sie saugt das Leben spendende Blau in sich auf, das an der Krümmung des Planeten in einem erschreckend schmalen Bereich in das tödliche Schwarz des Weltalls übergeht. Mandy hat diesen Blick nicht vermisst, denn er macht ihr zugleich auch Angst. Aber er ist einfach unvergleichlich, und sie ist froh, dass sie ihn sogar ein zweites Mal erleben darf. Dafür hat sich die Reise in die Vergangenheit doch gelohnt, auch wenn sie jetzt noch viel lieber bei ihrer Familie wäre.

Mandy muss weinen, bis ihr auffällt, dass Wostok-6 immer noch steigt. Das ist nicht gut. Sie wischt die schwitzenden Handflächen an der Hose ab und stellt das Funkgerät auf die Frequenz von Frühling-6. Das ist die östlichste Station der Sowjetunion. Sie befindet sich in Kiev. Anders als die Morgenröte-Stationen, die in UKW funken, erreicht sie Frühling-1 bis 8 über Kurzwelle, die eine deutlich größere Reichweite besitzt. So befindet sie sich noch über Afrika, als sie endlich eine Verbindung zu Frühling-6 aufbauen kann.

»Ich bin Möwe, ich bin Möwe«, sagt sie wieder.

»Frühling-6. Frühling-6. Jewgeni Karpov. Ich bin froh, dich zu hören, Genossin.



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