Die Erlenhofzwillinge by Lise Gast

Die Erlenhofzwillinge by Lise Gast

Autor:Lise Gast [Gast, Lise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-05-05T00:00:00+00:00


Das Schneehaus

Der Winter, der dieses Jahr so zeitig gekommen war, wollte und wollte nicht weichen. Noch im März schüttete die Frau Holle wahre Säcke Schnee herunter; es war, als wollte es nie Frühling werden.

Den Erlenhofzwillingen verdarb das die Laune nicht. Sie fanden eigentlich schon immer den Winter, wenn es ein richtiger war, schöner als den Sommer. Sie liefen Schi, rodelten und trieben sich mehr denn je draußen herum. Der Vater war viel verreist und auch sonst noch wortkarger als früher, zumal da Sigrid ein leider sehr zartes Söhnchen bekommen hatte, um das sie alle bangten. Imme und Ute hatten es noch nicht gesehen.

Eines Tages, als es in all die Schneemassen hinein taute, bauten die beiden ein großes Schneehaus. Niemand kümmerte sich um sie, und so hatten sie angefangen, des öfteren die Schule zu schwänzen. Es ging ganz leicht. Man mußte nur frühmorgens im Bett entsetzliche Bauch-, Kopf- oder Ohrenschmerzen haben, wenn Auguste wecken kam, oder nichts essen können. Dann lief die gutgläubige Alte sofort ans Telefon und rief Frau Merschel an, Gustel solle sie entschuldigen, sie wären krank. Im Laufe des Vormittags wurde es dann besser, man stand „versuchsweise“ auf, und mittags hatte Auguste längst vergessen, daß die Kinder eigentlich krank waren. So gewann man viel Zeit zum Spielen. Es war herrlich.

Das große Schneehaus beschäftigte die Zwillinge so, daß sie es tagelang hintereinander so trieben, besonders, da Vater wieder einmal verreist war. Sie richteten sich gemütlich in dem großen Raum ein, Ute hatte die neue Puppenwiege mit darin und die Puppen, die dort ganz gut hereinpaßten und von Imme daher auch geduldet wurden, und bauten das Haus innen mit Sorgfalt und Liebe aus. Imme richtete es von außen ordentlich her, pappte und mauerte, schleppte neuen Schnee heran und hackte mit dem Spaten vorstehende Stellen ab, so daß es ein richtiges, wunderschönes Haus wurde. Wenn die Sonne herauskam, begann der Schnee naß zu werden, aber sobald die Kälte des Abends wieder über den Hof strich, backte es wieder zusammen und wurde fast Eis.

Schließlich war das Haus so fest gemauert, daß man ruhig, wenn auch vorsichtig und immer mit der heimlichen, wonnigen Angst, doch einmal einzubrechen, über das Dach spazieren konnte. Natürlich war es Imme, die das ausprobierte, aber es hielt überraschend gut, sie blieb mitten auf ihrem Bauwerk stehn, stampfte versuchsweise und lachte, als das gar nichts ausmachte. So fest hatten sie gebaut!

„Obs auch hält, wenn man von oben draufspringt?“ fragte Ute und deutete die Heubodentreppe hinauf, unter der das Schneehaus erbaut war. Imme lachte.

„Natürlich. Ich versuch es mal.“

„Wart, ich hol erst meine Puppen raus“, sagte Ute, die nicht recht traute, und kroch durch die Tür hinein. Imme wartete jedoch nicht. Sie war nur einige Stufen, vielleicht fünf, hinaufgeklettert, man mußte langsam anfangen. Aber von hier aus erschien es ihr ganz sicher, daß es hielt.

Sie sprang.

Und da brach es doch. Es gab nach, rutschte und fiel in sich zusammen, und im selben Augenblick, als Imme fühlte, wie es unter ihr zusammensackte, sah sie etwas ...

Es war der Zweispänner, der von der Bahn kam, und darin saß Vater.



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