Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) by Sydow Hamann Marita

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) by Sydow Hamann Marita

Autor:Sydow Hamann, Marita [Sydow Hamann, Marita]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Grassroots Edition
veröffentlicht: 2014-02-23T23:00:00+00:00


11. Mörkveden – oder der Weg durch Fensal

Kunars und Toras Erklärungen, dass auf Godheim wesentlich mehr Menschen lebten als in Vanaheim, wurden auf den ersten Kilometern bestätigt. Händler, Bauern und Reisende aller Art waren auf der zunehmend steinigen Straße unterwegs. Gleich mehrere Höfe und zwei Dörfer säumten ihren Weg gen Süden.

Eine kleine Schale mit getrockneten Blüten, die Tora etwas versteckt am Eingang zu einem der Höfe fand, zeigte ihnen, dass sie hier Hilfe erwarten konnten. Ein aufgeweckter, dünner Junge gab ihnen Auskunft über die Richtung, die sie einzuschlagen hatten.

Es war schon fast dunkel, als sie endlich den Arnoldshof erreichten. Charlie hatte bereits an Kapitän Brages Wegbeschreibung zu zweifeln begonnen, doch dann lag der Hof plötzlich vor ihnen, eingebettet zwischen zwei sanften Hügeln und mit einem kleinen, rauschenden Bach, der sich gen Hvergelmer schlängelte.

Als die Reisenden ankamen, wurden sie von einer Horde Kinder empfangen, die sich aufgeregt um den vollbepackten Gler scharten. Das älteste von ihnen, ein Mädchen von etwa neun Jahren, begrüßte sie schüchtern. Offenbar hatte sie mit Kapitän Brage höchstpersönlich gerechnet. Ihr war eine leichte Enttäuschung anzumerken.

Ob Kapitän Brage und die kranke Witwe wohl …?

Charlie schob ihre Gedanken beiseite und führte Gler über den Hof zum Wohnhaus hinüber. Die Kinderschar folgte ihnen schnatternd und half ihnen bereitwillig, die Waren ins Haus zu schaffen.

»Wie heißt du?«, fragte Charlie das Mädchen.

»Inga«, murmelte sie. »Mutter schläft endlich ein wenig«, fügte sie dann verlegen hinzu. Charlie lächelte sie aufmunternd an, was dem Mädchen eine leichte Röte ins Gesicht trieb. Kunar warf Charlie einen vielsagenden Blick zu.

»Sie steht auf dich«, raunte er ihr im Vorbeigehen ins Ohr. Charlie sperrte entsetzt die Augen auf. Sie machte sich hastig an Glers Satteltaschen zu schaffen. Andere im Glauben zu lassen, dass sie ein Junge war, führte doch zu unerwarteten Situationen.

Als endlich all ihr Gepäck im Haus verschwunden und Gler beim hofeigenen Einhorn im Stall untergebracht war, wo er sich genüsslich über das frische Heu hermachte, versammelten sich alle Kinder in der Küche des Arnoldshofes. Über der offenen Feuerstelle hing ein großer Kessel. Ein herrlicher Duft schwebte herüber, der Charlie das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.

»Wir wollten gerade zu Abend essen«, sagte Inga. »Würdet ihr uns Gesellschaft leisten? Es ist genug für alle da.« Sie sah Charlie dabei verstohlen an.

»Natürlich nehmen wir deine freundliche Einladung an«, murmelte sie.

Bald war der große Tisch gedeckt, alle Kinder auf die Stühle verteilt und der große Kessel mit herzhaftem Eintopf mitten auf dem Tisch platziert. Inga schnitt noch frisches Brot auf und setzte sich dann endlich zu ihren fünf Geschwistern und den drei Besuchern. Das wilde Durcheinander verstummte schlagartig, als alle ihre dampfenden Teller vor sich hatten. Eine Weile genossen sie schweigend das wunderbar riechende, üppige Mahl.

Es war lange her, dass Charlie, Tora und Kunar so gut und reichhaltig gegessen hatten. Es fehlte dem Arnoldshof offensichtlich nicht an Lebensmitteln, und auch sonst bekam Charlie den Eindruck, dass es sich hier um einen recht wohlhabenden Haushalt handelte.

Noch während sie aßen, zog ein Sturm auf. Der Wind begann an den Fensterläden zu zerren und plötzlich trommelte Hagel auf das Dach.



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