Die Elben - 01 - Das Reich der Elben by Alfred Bekker

Die Elben - 01 - Das Reich der Elben by Alfred Bekker

Autor:Alfred Bekker
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-08-26T12:43:35+00:00


Keandir hob die Hand, das Stimmengewirr verstummte, und innerhalb weniger Augenblicke wurde es so still, dass man nur den Wind und das Rauschen der Wellen hören konnte, die sich auf dem Strand verliefen.

Dann deutete König Keandir auf Ruwen und sagte mit lauter Stimme: »Eine einmalige Gnade wird meiner königlichen Gemahlin und mir zuteil. Wir werden Eltern von Zwillingen.

Jeder weiß, wie selten in unserem Volk Geburten sind, und noch seltener wurden sie während unserer Reise. Doch jetzt sind es gleich zwei Kinder, die unter dem Herzen der Königin heranwachsen. Ich weiß, viele vertreten die Meinung, dass allein die widrigen Umstände unserer langen Seereise dafür verantwortlich sind, dass kaum mehr ein Elb das Licht der Welt erblickte. Ich aber denke, dass es eher die grassierende Hoffnungslosigkeit war, die zum drastischen Rückgang der ohnehin seltenen Geburten führte. Diese Zwillinge sind ein Symbol der Hoffnung auf eine strahlende Zukunft in diesem Land, das ein Zeitalter lang darauf gewartet hat, von uns in Besitz genommen zu werden. Ein Land, das ich Elbiana nennen werde und dessen Hauptstadt genau hier an dieser Stelle gegründet werden und Elbenhaven heißen wird!«

Mit diesen Worten schritt Keandir durch eine Lücke zwischen den Tischen in die Mitte des Kreises, den sie bildeten. Er blieb einige Schritte vor dem Altar der Gorthráwen stehen, drehte sich um, zog sein Schwert und rammte es in den feuchten Sand, sodass es bis zur Bruchstelle in den Boden drang.

Keandir trat zwei Schritte zur Seite, streckte die Hand aus, deutete auf die Waffe und sagte: »Trolltöter hieß diese Waffe einst – und Schicksalsbezwinger heißt sie, seitdem ich damit am See des Schicksals den Furchtbringer besiegte. Es gibt nichts mehr, vor dem wir uns fürchten müssten. Nichts ist mehr vorherbestimmt. Wie unser Schicksal von nun an aussehen wird, liegt einzig und allein an uns selbst. Niemand kann uns die Verantwortung abnehmen, und es gibt keinen vom Schicksal oder den Göttern festgelegten Weg mehr.

Welchen Pfad wir beschreiten, bestimmen wir selbst. Das alte Schicksal ist zerschlagen, und das neue beginnt sich gerade zu bilden. Genau jetzt, in diesem Moment.«

Bewegtes Schweigen folgte, nachdem Keandir geendet hatte.

Fürst Bolandor ergriff das Wort. »Die Möglichkeit, dass wir unserem Traum von den Gestaden der Erfüllten Hoffnung treu bleiben, zieht Ihr wohl gar nicht mehr in Betracht, mein König«, sagte er mit erhobener Stimme. »Stellt dieses Land hier nicht eher eine Verführung dar? Ist es nicht einfach nur der leichtere Weg, hierzubleiben und hier ein neues Elbenreich zu gründen? Und ist der leichteste Weg nicht häufig genug auch der schlechtere?« Der Fürst machte eine rhetorische Pause. Er hatte in seinem langen Leben Zeit genug gehabt, die Kunst der Rede zu erlernen, und er beherrschte sie mit einer Vollkommenheit, wie sie nur wenigen Elben zu eigen war.

Auch er erhob sich, schritt durch die Lücke zwischen zwei der vielen Tische und ging an Keandir vorbei auf den Altar zu.

Er deutete auf die Elbensteine, die allerdings darauf nicht mit einem stärkeren Leuchten reagierten, wie es bei Brass Elimbor der Fall gewesen war. »Was, so frage ich die anwesenden Mitglieder



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