Die dunkle Seite des Ruhms by Heinz G. Konsalik

Die dunkle Seite des Ruhms by Heinz G. Konsalik

Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-29T04:00:00+00:00


Das Telefon weckte sie. Sie schraken hoch, Ballister blickte auf seine abgelegte Armbanduhr und starrte Felicitas sorgenvoll an. Es war kurz nach vier Uhr morgens, kaum eine normale Zeit für ein Telefonat.

Ballister hob ab, hörte die Telefonzentrale des Hotels sagen: »Bitte, einen Moment. Ich verbinde!«, und dann war Loras gehetzte Stimme da, unterbrochen von heftigem Atmen.

»Jérome!« rief sie. Es klang verzweifelt. Ballister setzte sich ins Bett und hob erschrocken die Schultern. »Hörst du mich? Bin ich klar zu hören? Jérome!«

»Ganz klar, Lora!« Ballister gab seiner Stimme einen verschlafenen Klang. »Wo bist du denn? Von wo rufst du an?«

»Von hier. Von uns. Zuhause! Du bist so weit weg!«

»In Libyen«, antwortete Ballister sarkastisch. »Was ist denn los? Hast du wieder Schmerzen? Hast du schon Dr. Meyer angerufen?«

»Hier ist der Teufel los, Jérome!«

»Aber wieso denn?« Er winkte stumm, Felicitas legte ihr Ohr an die andere Seite des Telefons und hörte mit. Es war eine geradezu verworfene Situation: Die nackte Geliebte im Bett des Ehemannes hört das Gespräch mit der Ehefrau mit.

»Rosa schläft heute bei mir.« Felicitas sah Ballister verblüfft an und zuckte ratlos mit den Schultern. Wieso schläft Rosa bei Lora? Davon war nie gesprochen worden. Lora klärte die Frage sofort auf. »Rosa rief mich am Vormittag an. Und sie fragte: Kann ich heute bei dir schlafen? Ohne Mutti ist es so leer im Haus! Ich fürchte mich allein, da helfen auch die Alarmanlagen nichts. – Natürlich sagte ich sofort zu. Rosa kam dann zu uns, am Nachmittag, und brachte einen jungen Mann mit. Mediziner. Red Cummings heißt er.«

Felicitas nickte mehrmals, als Ballister sie fragend anschaute. Es stimmt. Cummings ist ein guter Junge. Will auf Rosa aufpassen, aber sie hat trotzdem Angst. Es war eine gute Idee, zu Lora zu gehen. Dann mußte sie lächeln und streichelte Ballister über das Gesicht. Wir sind doch eine unmoralische Bande, dachte sie. Die Tochter schläft bei der Frau des Geliebten der Mutter, die wiederum zur gleichen Zeit mit dem Mann der Frau schläft.

»Cummings blieb bis gegen 21 Uhr«, sprach Lora weiter. »Ein sympathischer junger Mann mit vollendeten Manieren und großen Plänen. Und Rosa ist verliebt. Wir hatten einen netten Abend zusammen. Dann fuhr er nach Hause, Rosa und ich tranken noch ein Glas Wein, und wir freuten uns, daß gegen 22 Uhr noch Stan Barley hereinschauen wollte. Du kennst Stan doch, Jérome? Er hat das Jazz-Sinfonie-Orchester und hat die erste Sinfonie in Jazzform komponiert. Stan hatte Probe und wollte nachher noch auf einen Drink vorbeikommen und mir eine neue Komposition vorspielen.« Lora lachte grell und hysterisch. »Du weißt doch, Jérome … Stan ist seit neunzehn Jahren in mich verliebt und hat dir nie verziehen, daß du mich geheiratet hast. Aber Stan kam nicht. Wir warteten bis nach 23 Uhr, dann ließ ich die Hunde noch einmal raus, sie rasten in den Garten und benahmen sich wie verrückt. Sie kamen auch nicht zurück, und als ich zu ihnen ging, Jérome, als ich zu ihnen ging …« Ihre Stimme wurde schrill. »Stan lag da! Ermordet. Wie Varone … mit einem Strick erwürgt …« Jetzt weinte sie laut.



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