Die Cromwell Chroniken 04 - Dunkle Küsse by Christina Förster

Autor:Christina Förster [Förster, Christina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-12-15T23:00:00+00:00

Kapitel 19

Diesmal war alles anders. Als hätte sich der Schleier gehoben, fiel die Dunkelheit von der Umgebung. Es war zwar immer noch Nacht, aber eine Nacht voller Lichter. Oder genauer gesagt, eine Nacht in der Großstadt.

Endlich! Endlich kann ich etwas sehen.

Wieder einmal war Cat überrascht, wie leicht es ihr gelang, einer Vision im Ritualkreis zu folgen. Von den kräftigen Wogen der Essenz getragen, folgte sie gemächlich dem Pfad, den die Vision für sie vorbereitet hatte.

Tanz, Tanz, Hexentanz.

Die Worte erklangen unvorbereitet in ihrem Geist. Nun wusste sie, dass sie auf dem richtigen Weg war. Das Medium hoffte, dass gleich die Hexenrunen vor ihr auftauchen und den finalen Hinweis zur Lösung geben würden. Sie ließ sich tiefer gleiten und wurde eins mit der fremden Person. Ihr Name war Laura Woźniak. Sie war Anfang zwanzig … In zwei Monaten 22 Jahre alt. Ihre Haare waren schwarz gefärbt. Sie hatte sich von Jacqueline dazu überreden lassen, ihren Look zu ändern. Aber sie hätte nicht die günstige Packung von Rossmann nehmen sollen, sondern lieber …

Schnell zog sich Katharina zurück, ehe die Vision sie überrollen konnte. Ich muss langsam an die Sache herangehen. Keine unnötigen Informationen.

Behutsam versuchte sie es auf ein Neues. Laura war ungefähr gleich groß wie Katharina. Sie trug ausschließlich schwarze Kleidung. Kniehohe Stiefel, darüber eine gecuttete Strumpfhose, Minirock und ein schwarzes, langärmeliges Shirt, das sie fast bis über die Hände ziehen konnte. Sie trug helles Make-up, die Augen schwarz geschminkt und die Lippen knallrot. Es war das erste Mal gewesen, dass sie den Gothic-Look probiert hatte, aber sie war sehr zufrieden damit.

Na gut, Laura, dann verrate mir mal, wo du heute warst. Sofort strömten die Antworten auf sie ein. Jacqueline und sie waren heute im Last Cathedral verabredet gewesen. Ein neuer DJ hatte heute aufgelegt.

Cat fragte sich, wie es dort wohl aussehen mochte, und schon tauchten Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Weiße Masken, Gargoyles, Plastikfledermäuse. Eine dunkle Atmosphäre mit rotem und blauem Licht. Laute Musik.

Aber weshalb bist du jetzt alleine? Jacqueline und Laura hatten sich gestritten.

„Er ist nicht gut für dich!“, hatte Jacqueline wütend gerufen.

„Du hast doch überhaupt keine Ahnung! Du bist nur eifersüchtig, weil du immer noch Single bist!“

Nun war Laura alleine unterwegs und so langsam wurde ihr mulmig zumute. Denn immer wieder meinte sie, Schritte hinter sich zu hören. Wenn sie sich dann umdrehte, war niemand da. Aus dem Augenwinkel konnte sie ab und zu Bewegungen wahrnehmen. Doch auch wenn sie sich dorthin wandte, war nichts mehr zu sehen.

Tanz, Tanz, Hexentanz.

Sie ging schneller. Es war nach 01:00 Uhr und die U-Bahn fuhr nicht mehr. Sie hatte den Nachtbus knapp verpasst und war zu geizig für ein Taxi gewesen. Also hatte sie beschlossen zu laufen. Es hatte ihr gutgetan, all den Ärger loszuwerden. Jetzt bereute sie ihre Entscheidung.

Jemand kreuzte plötzlich ihren Weg und rempelte sie an. Erschrocken schrie sie auf und taumelte. Es gelang ihr gerade noch, die Balance wiederzufinden. Als sie sich umblickte, war niemand zu sehen. Scheiße, ich werde verfolgt.

Das waren nicht Cats Gedanken, sondern Lauras. Jetzt begann sie zu rennen.

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