Die Chroniken von Deverry 10 - Der schwarze Rabe by Katherine Kerr

Die Chroniken von Deverry 10 - Der schwarze Rabe by Katherine Kerr

Autor:Katherine Kerr [Kerr, Katherine]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-06-26T04:00:00+00:00


Es stellte sich heraus, daß Prinz Maryn sich bereits in seine Privatgemächer zurückgezogen hatte. Da Nevyn einer der wenigen Männer im Königreich war, die das Recht hatten, ihn dort unaufgefordert aufzusuchen, nahm er eine Kerzenlaterne und ging voraus. Der nervöse Oggyn trabte hinter ihm drein. Maryn begrüßte sie beide höflich und bat sie in sein Empfangszimmer, in dem nun nicht mehr so viele alte, heruntergekommene Möbel standen. In der Feuerstelle flackerte ein kleines Feuer, und Kerzen leuchteten in den Wandhaltern.

»Ich konnte den Lärm in der großen Halle nicht mehr ertragen«, sagte Maryn. »Es erschöpft einen, wenn man nachts nicht schläft.«

»Es tut mir leid, mein Lehnsherr«, sagte Nevyn, »wenn wir Euch geweckt haben.«

»Ich habe ohnehin nicht geschlafen. Setzt Euch, meine Herren.«

Maryn ließ sich in einen halbrunden Sessel sinken und streckte die langen Beine aus. Im Kerzenlicht sah seine Haut so glatt aus wie die eines Kindes, und Nevyn fühlte sich an den hübschen Jungen erinnert, der einmal so begierig gewesen war, König zu werden.

»Oggyn?« sagte Nevyn. »Ich schlage vor, Ihr erzählt dem Prinzen, was Ihr herausgefunden habt.«

Oggyn erklärte mit viel Pergamentgeflatter, wie verarmt Maryns neues Reich sein würde. Maryn lauschte angestrengt, aber seine Miene war unergründlich. Er sagte kein Wort, nicht einmal, als Oggyn die schrecklich lange Liste niedergebrannter Dörfer und unbeackerter Felder vorlas. Als Oggyn schließlich schwieg, erklärte Nevyn ihren Plan bezüglich Cerrmor. Er war noch nicht ganz fertig, als der Prinz ihn unterbrach.

»Das kann ich nicht tun«, fauchte Maryn. »Was geschieht, wenn die hundert Jahre vorüber sind und die Stadt sich weigert, einen Gwerbret zu akzeptieren?«

»Mein Lehnsherr!« sagte Oggyn. »Keiner von uns wird in hundert Jahren noch leben.«

»Und?« Maryn stand auf und begann, vor dem Feuer hin und her zu gehen. »Darum geht es nicht. Es geht um die Ehre.«

Da der Prinz stand, mußten sich auch Nevyn und Oggyn erheben. Oggyn legte seine Pergamente vorsichtig auf den Tisch und versuchte es noch einmal.

»Mein Lehnsherr, seid Ihr bezüglich der Angelegenheiten hier in Dun Deverry anderer Meinung als ich?«

»Absolut nicht«, meinte Maryn. »Ich wollte mich tatsächlich für Eure gute Arbeit bedanken. Das Ergebnis ist zweifellos bedrückend, aber beim großen Bel, wie kann ich Cerrmor die Steuern erlassen, die es seinen rechtmäßigen Herrschern schuldet?«

»Sobald Ihr auf dem Thron sitzt, mein Lehnsherr«, sagte Nevyn, »wird Cerrmor keinen rechtmäßigen Herrn haben.«

»Ach, kommt schon!« Maryn blieb stehen und wandte sich ihm zu. »Seid Ihr nicht derjenige, der mir beigebracht hat, wie wichtig Ordnung und Gesetze der Ehre in einem Königreich sind? Es hat immer Gwerbretion in Cerrmor gegeben. Die Götter und die Gesetze bestimmen, daß die Stadt auf diese Weise regiert wird. Wie kann ich meinen Thron als Hochkönig einnehmen, wenn ich mich über diese Gesetze hinwegsetze, und sei es auch nur, um…« Maryn zögerte einen Augenblick. »Und sei es, um meine Herrschaft zu retten?«

»Es gibt Zeiten«, sagte Nevyn, »in denen ein Mann die Worte der Gesetze brechen muß, um den Geist zu ehren, der dahintersteht. Wenn im Königreich Fehden ausbrechen, dann muß es unbedingt starke Könige in Dun Deverry geben.«

»Also gut! Wie können meine



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