Die Chroniken von Deverry 01 - Der Wanderer von Deverry by Katherine Kerr

Die Chroniken von Deverry 01 - Der Wanderer von Deverry by Katherine Kerr

Autor:Katherine Kerr [Kerr, Katherine]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-06-26T04:00:00+00:00


Nachdem er Daumyrs Leiche mit ihrer ärmlichen Ehrengarde von zwei Verwundeten auf den Weg geschickt hatte, ging Rhodry zu seinem Zelt, um nach Cullyn zu sehen. Auf dem Weg begegnete er Nevyn, der Arzneien und Verbände trug.

»Ich will die Verbände an Cullyns Wunden wechseln«, sagte der alte Mann. »Ihr werdet warten müssen, wenn Ihr mit ihm sprechen wollt. Und ich will nicht, daß Ihr ihm sagt, was Jill vorhat. Er ist zu schwach dazu.«

»Also gut. Bei den Göttern, ich hatte nicht daran gedacht, was er davon halten würde.«

»Ach ja? Es wäre eine gute Idee, wenn Euer Gnaden hin und wieder einmal nachdenken würden.«

»Aber was wird Cullyn sagen, wenn sie am Tag der Schlacht nicht zu ihm kommt?«

»Oh, darum hat er sich schon selbst gekümmert. Dieser Mann ist so störrisch wie ein Bär. Als er heute morgen erwachte, war er dankbar, sie zu sehen, und im nächsten Atemzug hat er ihr schon befohlen, sofort nach Cannobaen zurückzukehren, damit ihr nichts passiert.«

»Das ist ehrenhaft von ihm. Immerhin liebt er seine Tochter.«

»Ja.« Seltsamerweise sah Nevyn bei diesen Worten beunruhigt drein. »0 ja, das tut er.«

Rhodry folgte Nevyn zum Zelt, in der Hoffnung, daß Jill zum Frühstück herauskommen würde, und tatsächlich tat sie das. Zuerst gingen sie zu den Wagen, wo Rhodry ihr etwas zu essen beschaffte, dann wanderten sie vom Lager weg auf die sonnige Wiese hinaus. Als sie sich zusammen niedersetzten, wußte Rhodry, daß er noch nie eine Frau so begehrt hatte wie Jill.

»Wißt Ihr, Jill«, sagte er schließlich, »Ihr seid wahrhaftig ein Falke, und mein Herz ist ein kleiner Vogel in Euren Klauen.«

»Herr, Ihr kennt mich doch kaum.«

»Und wie lange braucht ein Falke, um niederzustoßen und sein Opfer zu schlagen?«

Jill starrte ihn an, als könnte sie ihren Ohren nicht trauen. Rhodry lächelte und rückte ein Stück näher.

»Ihr müßt doch wissen, wie schön Ihr seid! Ich wette, überall an Eurem Weg habt Ihr seufzende Männer zurückgelassen.«

»Wenn, dann haben sie nicht gewagt, mir das zu sagen. Dafür hat Vater schon gesorgt. Und zweifellos schmachteten noch mehr Mädchen nach Euch als Männer nach mir. Wie war das mit der Tochter des Seifenmachers?«

»Bei den Höllen, woher wißt Ihr das?«

»Eure Mutter hat es mir erzählt, als ich in Cannobaen war.«

»Verflucht soll sie sein! Was warum…«

»Sie hat mich ebenfalls darauf hingewiesen, daß ich schön bin, und ich glaube, sie kennt Euch sehr gut. Ich mag ein Silberdolch sein, Herr, aber ich verdiene mein Brot ausschließlich im Kampf.«

Rhodry spürte, wie er errötete.

»Ihr Götter«, sagte er schließlich. »Ihr müßt mich verachten!«

»Nein, aber ich will auch keinen Eurer Bastarde.«

Rhodry legte sich auf den Bauch und studierte eindringlich das Gras, das plötzlich sehr interessant geworden war.

»Nevyn hat mir gesagt, wenn wir weiterreiten, soll ich das Zelt mit Aderyn teilen«, meinte Jill, »und ich werde mich an seine Anweisung halten.«

»Ich habe schon verstanden. Ihr braucht nicht noch Essig in meine Wunden zu gießen.«

Rhodry hörte, wie sie aufstand und davonging. Lange Zeit blieb er im Gras liegen und fragte sich, wie er wegen eines Mädchens, das er kaum kannte, so nah ans Weinen geraten konnte.



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