Die Chronik des Caleus (German Edition) by Venter Martin

Die Chronik des Caleus (German Edition) by Venter Martin

Autor:Venter, Martin [Venter, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3939698806
Herausgeber: Asaro Verlag
veröffentlicht: 2013-03-15T23:00:00+00:00


10

Einige Wochen, nachdem Seranis von König Caleus in seinen Dienst gestellt wurde, kündigten sich Unruhen in der untersten Schicht an. Die Leibeigenenvertreter suchten den Herrscher immer wieder auf und beklagten sich bei ihm. Sie stellten Forderungen, die ihm übertrieben erschienen. Nach dutzenden Audienzen war er es satt und lehnte weitere Besuche ab. Seit der Angelegenheit Pedros glaubten die Bauern, dass sie der König bevorzuge und, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, um ihr Wohlergehen besorgt sei. Das mag stimmen, aber Ramanides’ Sohn hatte einen Stein ins Rollen gebracht, den er wünschte, anhalten zu können. In den Köpfen der Leibeigenen entstand ein Bewusstsein für eine Verbesserung der Lebensumstände und sie trauten sich erstmals, ihren Lehnsherren die Stirn zu bieten. Sie gründeten Vereinigungen, um sich gegenseitig in Zeiten der Not zu helfen und um Aufstände zu organisieren.

Diese Unruhen einzudämmen, erforderte die ganze Aufmerksamkeit des Königs. Er konnte sich nicht mehr darum kümmern, den störrischen Cordan in höfischem Benehmen zu unterweisen. Man konnte erahnen, dass für diese Aufgabe eigentlich nur Seranis infrage käme. Der König hielt eine Unterredung mit ihm von Nöten und holte ihn eines Abends in den Thronsaal.

Die äußerliche Erscheinung des neuen Erziehers hatte sich, seitdem er in der Burg Tolbelias lebte, merklich geändert. Das Leben als Waldläufer war beschwerlich gewesen und hatte ihm nicht immer etwas zu essen geboten. Die Wochen nach der Flucht von Leodes und die Gefangennahme hatten an seinen Kräften gezehrt und ihn zusätzlich ausgemergelt. Durch die reichliche und köstliche Speise war seine Gesichtsfarbe ansehnlich geworden, seine Backen voller und seine Statur kräftiger. Er trug sauberes Hofgewand und geputzte Schuhe. Seine Haare waren gewaschen und gekämmt. Caleus auf seinem Thron sitzend, strahlte Würde und Selbstsicherheit aus. Seranis verbeugte sich und fragte: »Was wünscht Eure Hoheit?«

»Ihr habt bestimmt von den Aufständen der Leibeigenen gehört ... In vielen Teilen meines Landes trotzen sie ihren Lehnsherren. Einige Bauernfamilien haben bereits begonnen, ihre Arbeit zu verweigern. Die Lage wird immer beunruhigender. Ich muss mich um das Problem kümmern und die Gemüter der Leibeigenen befrieden. Ich habe Bevollmächtigte in alle Provinzen ausgesandt, die in meinem Namen mit ihnen und den Patronen sprechen. Auch ich fahre ab morgen in das Land hinein und werde in Zukunft für einige Zeit nicht in meiner Burg sein ... Ich kann meinem Sohn Cordan nicht mehr Belehrungen erteilen, und wenn es nicht jemand anderes tut, verlernt der Junge womöglich das, was ich ihm bis jetzt mit Mühe eingeflößt habe.«

Der Monarch legte einen Daumen ans Kinn und entsann sich. »Bei Eurer ersten Audienz in Tolbelias habt Ihr ausführlich von Eurem Leben berichtet. Dennoch habt Ihr vergessen zu erwähnen, dass Ihr höfische Sitten kennt. Wo habt Ihr sie erlernt?«

»Ich bin nie in Höflichkeit unterwiesen worden.« »Das glaube ich nicht!« »Aber es ist so, wie ich Euch sagte.« »Mann muss schon ein paar Jahre auf einem Fürstenhof gelebt haben, um

so vornehm zu sein, wie Ihr es seid. Sittlichkeit und Moral wird einem nicht in die Wiege gelegt«, konstatierte Caleus mit einem Anflug an Empörtheit in seiner Stimme.

Seranis entgegnete darauf mit Überzeugung: »Mein Herz sagt mir, was ich tun und lassen soll.



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