Die Chronik der Unsterblichen 15 - Nekropole by Hohlbein Wolfgang

Die Chronik der Unsterblichen 15 - Nekropole by Hohlbein Wolfgang

Autor:Hohlbein, Wolfgang [Hohlbein, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-20T04:00:00+00:00


Kapitel 18

Da sie sich innerhalb der Aurelianischen Mauer bewegten, war die Strecke nicht sehr lang, die sie zurücklegen mussten, aber Andrej kam es trotzdem so vor, als nähme der Weg kein Ende.

Immerhin trafen sie nur noch auf wenige Menschen, was Andrej aber in zunehmendem Maße beunruhigte. Die Straßen, durch die sie gingen, wirkten zum Teil wie ausgestorben, und auch hinter den meisten Fenstern rührte sich nichts. Wer sich nicht in seinem Haus verkrochen hatte, um den angeblich dahingeschiedenen Stellvertreter Gottes auf Erden zu betrauern, der war jetzt vermutlich auf dem Weg zum Vatikan, um dabei zu sein, wenn der Name seines Nachfolgers bekannt gegeben wurde und einem Mann zuzujubeln, über den er ebenso wenig wusste wie über seinen Vorgänger – und der sich darüber hinaus auch genauso wenig um sein Schicksal kümmern würde wie dieser, geschweige denn überhaupt um seine Existenz wusste. Die Straßen, durch die sie gingen, um das Kolosseum zu erreichen, wirkten wie ausgestorben, und die wenigen Menschen, denen sie begegneten, hatten es ausnahmslos sehr eilig, die Straßenseite oder auch gleich die Richtung zu wechseln oder, wenn das nicht mehr möglich war, zumindest gesenkten Blickes an ihnen vorbeizugehen.

Andrej wunderte das nicht wirklich, bei dem Anblick, den sie mittlerweile boten. Nach dem Kampf mit den Katzen, der ihrer Kleidung nicht gut bekommen war, hatten die Männer sich der bunten Geckenkostüme entledigt, die Don Corleanis ihnen aufgeschwatzt hatte. Doch in ihren Kettenhemden und schwarzen Lederharnischen wirkten sie nun äußerst bedrohlich. Spätestens in einer Stunde, vermutete Andrej, würde auch die Obrigkeit dieser Stadt von der kleinen Armee bis an die Zähne bewaffneter Fremder wissen, die durch die Straßen zog und schon durch ihre bloße Anwesenheit Schrecken und Angst verbreitete. Jemand würde herkommen, um nachzusehen. Vermutlich würde er nicht zurückkehren, um Bericht zu erstatten, aber das konnte alles nur schlimmer machen.

Hasan schien das ebenso gleichgültig zu sein, wie es ihn nicht mehr zu kümmern schien, ob ihn jemand erkannte. Wenn sie an Menschen vorbeikamen, sah er weder weg, noch schlug er die Kapuze seines Mantels hoch, um sein Gesicht zu verbergen oder senkte wenigstens den Blick. Und mindestens einmal, dessen war sich Andrej sicher, wurde er erkannt, von einem älteren Mann, der ihren Weg kreuzte und ihn so fassungslos anstarrte, als hätte er ein Gespenst gesehen.

Hasan tat jedoch nichts, um die Situation zu entspannen, sondern lächelte ihn im Vorbeigehen an und nickte ihm auch noch grüßend zu.

Es dauerte nicht mehr lange, bis sie ihr Ziel erreichten. Obwohl Andrej gewusst hatte, was sie erwartete, stockte er, als sie auf den großen Platz hinaustraten, unwillkürlich im Schritt beim Anblick des monumentalen Bauwerks auf der anderen Seite.

Das Kolosseum trug seinen Namen wahrlich zu Recht – auch wenn es nicht wegen seiner gewaltigen Größe so genannt wurde, wie die meisten glaubten. Wie ein von Menschenhand erschaffener Berg erhob sich der titanische Bau auf der anderen Seite des Platzes, eine gemauerte Naturgewalt, der weder die zurückliegenden Jahrhunderte noch Stürme, Überschwemmungen und Erdbeben etwas hatten anhaben können. Andrej wusste um die Geschichte dieses gewaltigen Gebäudes und auch den



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